Bestätigt: Goldschakal im Spessart

Goldschakale sind in Europa ursprünglich im Balkan beheimatet, breiten sich aber zunehmend in neuen Gebieten aus. Archivfoto: EPD

Im Hessischen Spessart zieht ein Goldschakal umher. Das hat eine DNA-Untersuchung des Instituts Senckenberg zweifelsfrei bewiesen.

Region – Der genetische Nachweis wurde anhand von Proben aus zwei Schafen erbracht, die im Oktober in Biebergemünd gerissen worden waren. „Ob der Goldschakal der Rissverursacher war, lässt sich nicht zweifelsfrei klären“, teilt das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) mit.

Es sei durchaus möglich, dass der Schakal erst nach deren Tod an ihnen gefressen hat. Denn gleichzeitig mit der DNA des Goldschakals seien auch genetische Spuren von Füchsen an den toten Tieren nachgewiesen worden. Bei den getöteten Tieren handelte es sich um Kamerunschafe, die eine vergleichsweise kleine Schafrasse darstellen und sowohl von Füchsen als auch von einem Goldschakal überwältigt werden könnten.

Wo das Tier herkomme, sei unklar. „Eine Individualisierung der DNA war wegen der starken Kontamination mit Fuchs-DNA nicht möglich“, erklärt das HLNUG.

„Hier im Hessischen Spessart ist es der erste Goldschakalnachweis“, berichtete Carsten Nowak, Fachgebietsleiter Naturschutzgenetik im Institut Senckenberg, gegenüber der Hessenschau, die zuerst über die Entdeckung berichtete. „Die Goldschakale breiten sich seit einigen Jahren in ganz Europa aus und dringen dann auch in Gegenden vor wie nach Deutschland, wo sie historisch nie vorkamen.“ Gut 20 Goldschakale seien bisher in Deutschland nachgewiesen, so Nowak. Man weiß außerdem von zwei Fortpflanzungen.

Schafe gehören in der Regel nicht zu den Beutetieren der Goldschakale. Die fuchsgroßen Tiere reißen in der Regel kleinere Tiere wie Mäuse und andere Nagetiere. Wo es Wölfe gibt, siedeln sich normalerweise keine Schakale an: Denn der große Verwandte sei ihr gefährlichster natürlicher Feind. „In Gegenden, wo beide Arten heimisch sind und konkurrieren, unterliegt eine Schakalfamilie meist dem Wolfsrudel, wird von diesem erbeutet oder wandert ab“, teilt das HLNUG mit.

Der Goldschakal (Canis aureus) zählt zu den invasiven, also „eingewanderten“ Tierarten. Verdachtsfälle und Sichtungen in Hessen gibt es seit 2015. Die ersten Foto-Nachweise stammen aus dem Vogelsberg. Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie betreibt nach eigenen Angaben im Vogelsberg zur Beobachtung ein aktives Monitoring mit Fotofallen. Die etwa acht bis zehn Kilogramm schweren Goldschakale – besonders große Exemplare können in Ausnahmefällen ein Gewicht von etwa 15 Kilogramm erreichen – treten in der Regel alleine oder als Paare auf. Sie besetzen feste Territorien von etwa drei Quadratkilometern, die sie gegen andere Artgenossen verteidigen.

Die Tiere ernähren sich überwiegend von Insekten, Nagetieren, Vögeln und Amphibien. Für Menschen können Goldschakale nicht gefährlich werden. Die Art ist den Angaben zufolge in Europa ursprünglich auf dem Balkan beheimatet, breitet sich aber seit einigen Jahren in Gebieten aus, die sie zuvor nie besiedelt hatten. Man findet ihn hauptsächlich in Griechenland, Albanien, Rumänien, Bulgarien sowie im Bereich des ehemaligen Jugoslawien. In den vergangenen Jahren wurden einzelne Tiere bereits in fast allen Bundesländern nachgewiesen.

VON CHRISTINE SEMMLER