Neuer Schirmherr / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller.

Die Fußball-Weltmeisterschaft ist zu Ende. Unser Nachbar im Westen ist unser würdiger Nachfolger. Herzlichen Glückwunsch, Frankreich, herzlichen Glückwunsch an die Équipe tricolore und ihren Trainer Didier Deschamps. Ihm gelang, was vorher nur Zagallo und Beckenbauer schafften. Er hatte 1998 bei der Heim-WM als Kapitän die WM-Trophäe entgegengenommen. Franz Beckenbauer war 1974 mit der deutschen Mannschaft bei der Heim-WM als Spieler der Titel gelungen, 1990 als Teamchef in Italien. Brasiliens Mário Jorge Lobo Zagallo gewann als Spieler sogar zweimal (1958 in Schweden und 1962 in Chile), ehe er die Auswahl der Südamerikaner 1970 in Mexiko als Trainer zum Titel führte.

Außerdem wurde Kylian Mbappe zum besten jungen Spieler gewählt. Aber auch der Vizeweltmeister Kroatien kann sich sehen lassen. Ihre beste Platzierung nach dem dritten Platz 1998. Eine tolle Mannschaft mit einem guten Trainer Zlatko Dalic. Kapitän Luka Modric wurde zum besten Spieler gewählt. Die Kroaten nennen ihre Nationalmannschaft liebevoll „Kockasti“ oder „Vatreni“, zu deutsch: „Die Karierten“ bzw. „Die Feurigen“.

Auch Belgien und England sind zu recht unter den vier besten Mannschaften. Was Belgiens Trainer Roberto Martinez mit seinen Topspielern um den Kapitän Eden Hazard bei der WM gezeigt hat, war schon sehenswert. Thibaut Courtois wurde zum besten Torwart der WM gewählt. England kann Elfmeterschießen! Das alleine ist schon ein Erfolg für die „Three Lions“. Trainer Gareth Southgate hat ein Top-Team zusammengestellt. Dieser Mannschaft gehört die Zukunft. Harry Kane wurde mit sechs Treffern Torschützenkönig.

Die italienische Schiedsrichter-Legende Dr. Pierluigi Collina war als Vorsitzender der FIFA-Schiedsrichterkommission für den Einsatz der 36 Schiedsrichter und 63 Assistenten verantwortlich. Die Leistung der Schiedsrichter war insgesamt ordentlich. Ausgerechnet beim Endspiel leistete er sich mit dem Einsatz des Argentiniers Nestor Pitana einen Fehlgriff, so meine ich. Der hatte scheinbar nicht seinen besten Tag, zum Nachteil der Kroaten. Erst fiel er auf eine „Schwalbe“ von Antoine Griezmann herein, daraus entstand das 1:0 für Frankreich, und dann pfiff er einen Handelfmeter, den ich so nicht gepfiffen hätte. Ich schließe mich der Kritik von Markus Merk und Jürgen Klinsmann an. Trotzdem ist der Videobeweis ein richtiger Schritt. Von ihm können der DFB und die DFL profitieren, wenn sie denn von der FIFA lernen wollen.

Russland kann Fußball-WM. Was so am Rande gezeigt wurde, hat mich schon erfreut. Die Russen waren ein guter Gastgeber, ich meine damit die Administration und die Bevölkerung. Bei der Siegerehrung wurde die versammelte Ehrenriege um Gianni Infantino, Wladimir Putin, Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und Kroatiens Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic von starken Regenfällen überrascht. Während Putin rasch unter einem Regenschirm stand, wurden alle anderen Beteiligten klitschnass. Personenschützer gibt’s eh nicht für jeden und mit Schirm sind die echt Mangelware. Ein Fauxpas zum Schluss, der die Bedeutung Schirmherr neu beleuchtet. Ei Gude, wie!