Nur gut gemeint / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

„Ich habe es doch nur gut gemeint!“ Diesen Satz haben wir alle schon gehört und auch gesagt. Wir waren sozusagen schon Opfer aber auch Täter.

Was war geschehen? Eine andere Person hat sich in dein Leben, deine Angelegenheiten eingemischt, vermutlich ohne Auftrag, und etwas für dich erledigt. Sie tat es im guten Glauben, dass es dir recht wäre und du ihr nun eigentlich dankbar sein müsstest, da du ja nun Zeit, Geld und andere Aufwände eingespart hättest. Solche Einmischungen sind immer problematisch und können zu Zerwürfnissen führen.

Eine Demütigung wird es immer sein, wenn es nicht gewünscht war. Wenn beide Personen noch in einem ungleichen Abhängigkeitsverhältnis stecken, wird der schwächere immer das Opfer sein. So was kann unter Umständen zu bleibenden Schäden in einer Beziehung führen und beim Opfer zu psychosomatischen Störungen führen. Dabei könnte alles so einfach ablaufen. Das kann nur sein, so meine Einschätzung, wenn beide Seiten sich auf gleicher Höhe bewegen, also gleichberechtigt sind und sich gegenseitig ihre Freiheiten lassen und den anderen so akzeptieren wie er ist. Das Motto könnte sein: Ich liebe dich, so wie du bist, und nicht, ich liebe dich, so wie ich dich mir hingebogen habe.

Nehmen wir das Eltern-Kind-Verhältnis. Mein Lieblingsthema ist dass Aufräumen des Kinderzimmers. Hier stoßen unweigerlich zwei Welten aufeinander. Ein Kind hat von Ordnung im Zimmer eine andere Vorstellung wie die Eltern. Wenn dann eine gestresste Mutter das Zimmer ihres Sprösslings nach etlichen Abmahnungen selber aufräumt, tut sie dies unweigerlich nach ihren Vorstellungen. Sie wird danach keinen Dank erwarten dürfen und ihre Aussage, ich hab’s doch gut gemeint, wird nicht wohlwollend aufgenommen. Mit Schweigen wird sie noch gut davonkommen. Gut gemeint und schlecht gemacht.

Für gut gemeint und gut gemacht empfinde ich, wenn meine Frau vom Einkauf mir meine Lieblingsschokoladentafel mitbringt, ohne dass ich sie darum gebeten hätte. Achtung Männer: Nicht schweigend hinnehmen, sonders sich dafür bedanken. Ein ganzer Schuh wird daraus, wenn ich vom nächsten Einkauf, ohne Aufforderung, mich revanchiere und ihr eine Süßigkeit ihres Gefallens mitbringe. Auch „gut gemeint“ ist keine Einbahnstraße. Und immer auf Augenhöhe. „Gut gemeint“-Experten sind oft gute Zuhörer. Durch diese Eigenschaft erfahren sie, sozusagen nebenbei, wie sie ihrem Gegenüber eine Freude durch intensives Achtgeben bereiten können. Für mich hat „gut gemeint“ ein Ende, wenn sich jemand in meine Privatsphäre einmischt und Dinge tut, die ich nicht will, dass er sie tut und dies dann auch noch mit den Worten „Ich hab’s doch nur gut gemeint“ rechtfertigt und auch noch Dank dafür erwartet. Da gibt es bei mir keinen Dank. Da gibt’s einen Platzverweis, die Rote Karte. Verwöhnen ja, Verantwortung für das eigene Leben abnehmen lassen - nein. Wehren Sie sich gegen Eingriffe in Ihr Leben, die Sie nicht wollen. Hier mischt sich einer ein, der Ihr Leben nach seinen Vorstellungen gestalten will. Das ist nicht gut gemeint. Lassen Sie sich nicht verbiegen! Bleiben Sie Ihr eigener Chef. Ei Gude, wie!