Soforthilfe nach Vergewaltigung

Informieren über das Projekt: Susanne Simmler, Cornelia Gasche, Oberbürgermeister Claus Kaminsky und Ulrike Schmid. Foto: PM

Eine Plakataktion weist auf die Angebote in den Kliniken in Hanau und Gelnhausen hin.

Main-Kinzig-Kreis – Nach Angaben des Main-Kinzig-Kreises haben sich im Jahr 2021 elf Frauen im Rahmen des Projekts „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ in einer der drei teilnehmenden Kliniken in Hanau und im Main-Kinzig-Kreis nach einer Vergewaltigung medizinisch versorgen und zum Teil auch Spuren sichern lassen. Dazu kommen acht Frauen, die eine Vergewaltigung direkt bei der Polizei angezeigt haben. Doch leider gebe es eine große Dunkelziffer von Betroffenen. Auch Männer und Diverse werden vergewaltigt – auch ihnen gilt dieses Projekt.

„Uns ist wichtig, Betroffenen Mut zu machen, sich sofort nach einer Vergewaltigung medizinische Hilfe zu holen und ihnen zu vermitteln, dass sie und wo sie diese Hilfe bekommen. Vor allem, weil es ihnen in dieser Situation möglicherweise schwerfällt, zu erkennen, was gut für sie oder was sinnvoll ist“, erklärt die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler.

Es sei traurige Realität, dass Vergewaltigungsopfer oftmals nicht die notwendige medizinische Versorgung und psychologische Nachbetreuung erhalten, weil sie aus Scham versuchen, mit dem traumatischen Erlebnis allein zurechtzukommen. Sie haben Angst vor Repressalien, vor Stigmatisierung oder davor, von dem Täter oder der Täterin verleumdet zu werden. Etwa 90 Prozent der Täterinnen und Täter kommen aus dem direkten Umfeld der Opfer. Die meisten sexuellen Übergriffe finden durch Partner oder Partnerinnen, Bekanntschaften oder im Familienumfeld statt. Dieser Umstand erschwere es vielen Betroffenen, sich jemandem anzuvertrauen.

Das Land Hessen hat in diesem Jahr wieder Mittel zur Verfügung gestellt – unter anderem für Informationsmaterial zur Aufklärungsarbeit. Daher laufen derzeit verschiedene Aktionen zur Information der  Bürger in den Bussen der Hanauer Straßenbahn GmbH (HSB), über deren Fahrgast-TV, aber auch auf Plakaten. Sie befinden sich auf Anhängern von Lkw, die wiederum auf markanten Plätzen im Kreisgebiet geparkt werden. „Kein Grund, sich zu schämen, sondern sich helfen zu lassen“, ist auf den Plakaten in großen Buchstaben zu lesen und: „Jede Vergewaltigung ist ein medizinischer Notfall. Im Krankenhaus erhalten Sie Hilfe. Vertraulich.“

Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky ermutigt: „Die Botschaft an Betroffene lautet: Gehen Sie zum Arzt – und nicht zum Alltag über!“ In den Main-Kinzig-Kliniken in Gelnhausen sowie dem Klinikum und St.-Vinzenz-Krankenhaus in Hanau finden Betroffene rund um die Uhr Hilfe durch medizinisches Personal.

Grit Ciani, Frauenbeauftragte des Main-Kinzig-Kreises, und Cornelia Gasche, Frauenbeauftragte der Stadt Hanau, betonen, dass das Angebot, Spuren zu sichern und eine gerichtsfeste Dokumentation wesentliche Teile des Projekts sind: „Im Zuge der Untersuchung bekommen die Betroffenen außerdem Informationen zu den teilnehmenden Beratungsstellen und können auch direkt an diese weitergeleitet werden.“

Nach der medizinischen Versorgung können die Betroffenen mit Mitarbeitern der Beratungsstellen sprechen.  Betroffene können sich an die Anmeldung oder die Zentrale Notaufnahme oder die Frauenstation folgender Kliniken wenden: Main-Kinzig-Kliniken in Gelnhausen, z 06051 870, Klinikum Hanau, z 06181 2960, St.-Vinzenz-Krankenhaus,z 06181 2720. Infos auch im Internet unter www.soforthilfe-nach-vergewaltigung.de.
sem