SPD schickt Stolz ins Rennen

„Klaren Kurs“ versprochen: SPD-Unterbezirksvorsitzender Andreas Hofmann (Mitte) überreicht Thorsten Stolz auf dem Nominierungsparteitag ein symbolisches Steuerrad. Foto: Thorsten Becker

Am Ende geht es ganz flott, die Auszählung ist einfach. Uta Böckel (Hasselroth) tritt an das Mikrofon und gibt das Ergebnis der Nominierung bekannt: Auf dem Unterbezirksparteitag der SPD Main-Kinzig ist Thorsten Stolz mit 91 von 93 abgegebenen Stimmen für die Landratswahl im kommenden Jahr nominiert worden.

Region – Aus dem Kreis der Genossen gab es nur eine Gegenstimme sowie eine Enthaltung. Die zuvor von mehreren Rednern geforderte 100-prozentige Zustimmung ist mit 97,8 Prozent nur ganz leicht verfehlt worden.

Das Ergebnis ist trotzdem ein Grund zum lauten Jubel für die Parteispitze um den Unterbezirksvorsitzenden Andreas Hofmann, der Stolz ein symbolisches Steuerrad überreicht. Die Weichen sind gestellt: Der 43-jährige Gelnhäuser soll weiter an der Spitze der Verwaltung stehen.

Mit ihrer klaren Entscheidung haben die Sozialdemokraten den Wahlkampf um den höchsten politischen Posten eingeläutet – obwohl ein Termin für die Stimmabgabe noch gar nicht feststeht. Doch offenbar ist sich die Große Koalition aus SPD und CDU im Kreistag bereits einig, dass Ende Januar die Landratswahl angesetzt werden soll. Die SPD will Führungsstärke beweisen, das ist an diesem Tag in der Rodenbachhalle deutlich zu spüren.

Ungewohnt kämpferisch gibt sich der Bewerber. „Wir wollen einen Wahlkampf ohne Schnickschnack und ohne Hauen und Stechen“, sagt Stolz, der seinem Markenzeichen treu bleibt und in seiner langen Bewerbungsrede sämtliche Politikfelder beleuchtet. Er will „klaren Kurs“ zeigen, nennt atemberaubende Summen wie „über 150 Millionen Euro für die Schulen“ sowie „über 200 Millionen für den Glasfaserausbau“. Wer Stolz kennt, der weiß, dass er mit Zahlen sehr genau umgeht. Daher nennt er auch die Zahlen, die von Bund und Land in diese Investitionen fließen.

Seit über fünf Jahren sitzt er auf dem Chefsessel im Landratsamt, doch er hat immer wieder große, neue Ziele, nennt die „Sicherung der Wasserversorgung durch die Nutzung des Wassers aus dem Ahler Stausee“ sowie die Gründung einer kreiseigenen Wohnungsbaubaugesellschaft. So könnten „bezahlbare Mieten zwischen sieben und siebeneinhalb Euro pro Quadratmeter“ realisiert und gewährleistet werden. Nach seinen Worten gibt es Standing Ovations. Doch das scheint ihm gar nicht so wichtig zu sein, denn er versucht, seine Parteifreunde zu beschwichtigen.

Dass es die Sozialdemokraten, die seit 35 Jahren den Landrat des Kreises stellen, ernst meinen, verdeutlicht der erste Redner in der Personaldebatte, die von Sitzungsleiter Oliver Habekost eröffneten wird: „Jetzt kommt die starke Stimme aus Hanau.“ Das ist nicht übertrieben, denn Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky kommt mit deutlich mehr Dezibel daher und betont, dass es trotz der „Scheidung“ zwischen dem Kreis und der Stadt Hanau keine Differenzen gebe. „Du kannst sich auf uns in Hanau verlassen“, ruft er dem Kandidaten zu und plaudert aus dem Nähkästchen. „Der Thorsten kann auch ein harter Hund sein“, meint Kaminsky zu den jüngsten Verhandlungen hinter verschlossenen Türen über die Hanauer Kreisfreiheit.

Und er wäre nicht Claus Kaminsky, wenn er nicht auch parteipolitische Kritik üben würde. So pickt sich der Oberbürgermeister das Feld heraus, in dem Kreis und Hanau besonders benachteiligt seien: die Innere Sicherheit. Er kritisiert vor allem die CDU-geführte Landesregierung, die Mängel bei der personellen Ausstattung der Polizei zwischen Sinntal und Maintal zu verantworten habe. „Die CDU hat versagt“, stellt Kaminsky fest.

Danach haben die Protagonisten der Kreis-SPD das Wort. Unisono fordern die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler (Hanau), SPD-Fraktionschef Klaus Schejna (Rodenbach), Bundestagsabgeordneter Lennard Oehl (Nidderau), Ex-Bundestagsvizepräsident Bernd Reuter (Nidderau), Altlandrat Karl Eyerkaufer (Maintal) sowie Conny Rück (Schöneck) und Susanne Turlach (Gelnhausen) Unterstützung für den Landratswahlkampf.

Wie Schejna am Rande des Parteitags betätigte, habe es bereits eine Verständigung mit dem Koalitionspartner CDU gegeben. So könnten die Bürger bereits am 22. oder 29. Januar über die Personalie abstimmen. Dazu bedarf es jedoch noch einer Vorlage des Kreisausschusses – der Kreistag könnte bereits am Freitag, 14. Oktober, einen Termin für die Landrats-Direktwahl festlegen.

VON THORSTEN BECKER