Volkspartei heute - und morgen?

Dr. Peter Tauber (CDU)

Die CDU Deutschlands ist seit 75 Jahren die Volkspartei der Mitte. Unser Ziel muss es demnach sein, die unterschiedlichen Gruppen unserer Gesellschaft möglichst breit nicht nur in der Mitgliedschaft, sondern eben auch in Ämtern, Funktionen und Mandaten abzubilden. Dass wir dieses Ziel auch im Jahr 2020 noch weit verfehlen, zeigt der Blick auf die Zahlen: Rund 74 Prozent der CDU-Mitglieder sind männlich, lediglich 26 Prozent weiblich. Nur knapp 20 Prozent der Abgeordneten unserer CDU/CSU-Bundestagsfraktion sind Frauen. Ähnlich sieht die Lage in den Landtagen oder in der Kommunalpolitik aus. Ich bin deshalb froh, dass meine Partei die vergangenen Wochen genutzt hat, um intensiv über notwendige Reformen bei der Gewinnung und Einbindung von Frauen und von in unserer Parteiarbeit unterrepräsentierten Gruppen unserer Gesellschaft zu diskutieren.

Seit einigen Tagen steht fest: Für Vorstandsposten in der CDU gilt ab 2025 eine Frauenquote von 50 Prozent. Bei Delegiertenwahlen für den Bundesparteitag sowie Landesparteitagen orientiert sich die Quote an dem Frauenanteil unserer Mitgliederstruktur, beträgt aber mindestens ein Drittel und steigt bei einem weiblichen Mitgliederanteil von 40 Prozent auf 50 Prozent an. Ich unterstütze den jetzt gefundenen Kompromiss, denn ohne mehr weibliche Beteiligung ist unsere Partei nicht zukunftsfähig. Volkspartei sein heißt, in der Gesellschaft verankert zu sein. Das sind wir - Stand heute - nicht. Wenn wir unseren Anspruch ernst meinen, alle Gruppen repräsentieren zu wollen, müssen wir sie in unserer Partei auch abbilden. Diese Rechnung ist bei 50 Prozent Frauen in unserer Gesellschaft einfach.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass eine Quote allein nicht reichen wird. Dank Angela Merkel, Annegret Kramp-Karrenbauer und Ursula von der Leyen bestreitet niemand mehr, dass Frauen in der CDU erfolgreich sein können. Doch diese Frage, die ja leider nicht zu Unrecht aufkommt, ist eigentlich falsch gestellt: Niemand sollte in unserer Partei trotz oder wegen seines Geschlechts Karriere machen können. Wer sich einbringt, gute Ideen für die Zukunft unseres Landes hat und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, muss in unserer Partei erfolgreich sein können.

Fakt ist aber auch: Bereits in der Basis müssen wir dann jedem gleichermaßen Möglichkeiten bieten, sich einzubringen. Stand jetzt ist die Parteiarbeit familien- und frauenunfreundlich. Zu häufige und zu lange Sitzungen halten gerade Mütter, aber auch junge Väter von einem Engagement ab. Das gilt für die bundes- wie kommunalpolitische Ebene gleichermaßen. Entscheidend ist aber vor allem das Angebot vor Ort, wo sich ein Großteil unserer Mitglieder engagiert. Kreistage und Stadträte mit ihren abendlichen Sitzungen sind nicht unbedingt familienfreundliche Veranstaltungen.

Wollen wir Volkspartei bleiben, müssen wir als CDU jünger, bunter und weiblicher werden. Darum freue ich mich über die lebendige Debatte zur Frauenquote in meiner Partei. Noch mal: Es muss sich aber mehr ändern als das.