Zwei Investoren im Finale

Steht inzwischen seit zehn Jahren leer: Das ehemalige Kaufhaus Joh ist heute nur noch ein schäbiger Klotz und soll nach Wünschen der Stadt möglichst schnell abgerissen werden. Foto: Detlef Sundermann

Im zehnten Jahr des Leerstands scheint sich für das ehemalige Kaufhaus Joh in der Gelnhäuser Innenstadt eine Lösung abzuzeichnen – wieder mal. In der Vorrunde eines Investorenwettbewerbs erreichten nun zwei Kandidaten das Finale.

Gelnhausen – Laut Bürgermeister Daniel Glöckner (FDP) wird noch vor den Sommerferien feststehen, „wer das große Los gezogen hat“. Danach hoffe die Stadt auf einem zügigen Abriss des schäbig gewordenen Klotzes und einem baldigen Aufschwung in der Einkaufsstraße. Nach dem Konkurs des 1967 eröffneten und ständig erweiterten Kaufhauses übernahm 2016 die städtische Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) die Immobilie samt einer zu Joh gehörenden Fläche am Ärztezentrum „Triangulum“ zum Gesamtpreis von rund 2,1 Millionen Euro.

Die Vermarktung scheiterte mehrfach. Zuletzt stand die Chance für ein Büro- und Wohnkomplex auf dem Joh-Areal gut. Das war 2021. Die Kreissparkasse Gelnhausen und die Bensheimer Dietz AG taten sich als Entwickler zusammen, gaben jedoch nach mehr als zwei Jahren Planung für Behörden- und Wohnimmobilien entnervt auf. In einer Stellungnahme zum Aus kritisierte damals Sparkassenchef Horst Wanik die Stadtpolitik und ihre wiederholten Debatten etwa um Parkplätze oder Geschosszahlen. „Zahlreiche Verzögerungen ohne echte Fortschritte machen eine notwendig strukturierte Planung für die nächsten Jahre nicht möglich“, so Wanik.

Davor hatte sich eine als Sensation verkaufte Lösung angebahnt, das „Barbarossa City Outlet“. Auf der 10 000 Quadratmeter großen Verkaufsfläche sollten 50 bis 60 Marken angeboten werden. Der Investor hatte letztlich das 30-Millionen Euro-Projekt nicht stemmen können. Ein anderer Kandidat wollte das Vorhaben fortsetzen, scheiterte jedoch an einem Vergabefehler der Politik und an seinem Leumund. Der Mann soll wegen Untreue in mehr als 20 Fällen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden sein.

„Was zuvor lief, war alles ein bisschen semi-professionell“, sagt Glöckner im Gespräch mit unserer Zeitung. Die für die Ausschreibung beauftragte renommierte Wirtschaftskanzlei Görg habe aber nun alle Bewerbungen auf „Herz und Nieren geprüft“.

Elf Einsendungen soll es gegeben haben. In die engere Auswahl seien vier Kandidaten gekommen, von denen jedoch einer wegen „Verstoß gegen Form- und Fristvorgaben“ und ein anderer „mangels Nachweis der materiellen Eignung“ aussortiert werden mussten.

Hinsichtlich der Namen der Finalisten herrscht noch Schweigen. Die Kanzlei und die Politik werden die beiden Konzepte eingehend prüfen, so Glöckner. In dieser Phase sollen zudem die „Endverhandlungen über den Kaufpreis“ erfolgen. Das Mindestgebot soll bei rund zwei Millionen Euro liegen. Die Fläche am Triangulum, die derzeit als Parkplatz bewirtschaftet wird, ist von dem Verkauf ausgenommen. Sie soll laut Glöckner zu einem späteren Zeitpunkt vermarktet werden.

Was auf dem Joh-Gelände entstehen kann, ist von den Fraktionen im Stadtparlament festgeschrieben worden. Drei Baufelder mit unterschiedlicher Geschosshöhe soll es geben, im Parterre Handel, Gastronomie, Kultur und Bildung, ab dem ersten Obergeschoss auch Wohnen. Bis zu fünf Geschosse soll in die Höhe gebaut werden. Autos kommen in eine Tiefgarage. Die Vermietungschancen für die gewerblichen Räume betrachtet Glöckner als sehr gut, auch für die Ladengeschäfte. „Es gibt viele Anfragen von Filialisten. Die Stadt liegt in einer prosperierenden Region“, sagt Glöckner. Überdies warteten potenzielle Investoren in der Nachbarschaft auf die Entwicklung des Joh-Geländes. Namen wolle er aber noch nicht nennen. Die Branchen reichten von der Drogerie bis zum Warenhaus. Zu Letzterem könnte das Billigkaufhaus Woolworth zählen, das auf seiner Internetpräsenz seinen Expansionswillen verkündet. So sollen „zeitnah über 1000 Filialen“ in Deutschland entstehen, gegenwärtig betreibt die Kette laut Firmenangabe mehr als 550 Filialen.

Aber auch das Wohnen im neuen Quartier sei sehr wichtig, damit die Innenstadt nach 18 Uhr nicht menschenleer wird, bemerkt Glöckner. Das Viertel werde attraktiv sein und auch eine positive Ausstrahlung auf die nahe Altstadt haben. „Wir müssen dabei aber schauen, dass eine gute Mischung von kleinen und großen Wohnungen entsteht“, sagt Glöckner. Wie viele Menschen dort ihre Zuhause haben werden, ist hingegen noch offen, ebenso das Verhältnis von Miet- und Eigentumswohnungen sowie die Preise. Eine Vorgabe werde dem Investor nicht gemacht. Eine Quote für Wohnungen zu bezahlbarer Miete sei ebenfalls nicht festgeschrieben worden.

VON DETLEF SUNDERMANN