Über die Geduld / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Ist Ihnen die Eigenschaft Geduld ein Begriff? Oder sind Sie mit dem Gegenüber Ungeduld besser bekannt? Der amerikanische Schriftsteller Carey Mac Williams sagt: „Geduld ist die Eigenschaft, die am dringendsten benötigt wird, wenn man sie verloren hat.“ Da hat er recht, der gute Mann. Mir stellt sich da zunächst eine Frage: Geduld oder Ungeduld, angeboren, also vererbt oder im sozialen Umfeld der Familie beigebracht, oder eher wahrscheinlich, abgeguckt? Das Letztere wird es sein.

Also ihr ungeduldigen Eltern, erst an die eigene Nase fassen, bevor der Sprössling diszipliniert wird. Der hat es euch nämlich abgeguckt. Warum? Kinder wollen wie ihre Eltern sein. Dummerweise können sie nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden. Geduld haben, ist nicht so einfach, gerade für Kinder. Ich kann mich noch gut erinnern, zu Weihnachten oder zum Geburtstag gab es Geschenke. Alleine der Gedanke, wird es das gewünschte Spielzeug sein, war eine Herausforderung. Und dann die Wartezeit. Aus Tagen wurden Wochen und aus Wochen Monate und aus Monaten Jahre. Gefühlt war eine Woche vor Weihnachten eine Ewigkeit. Und dann kommt da einer mit Geduld. Wer sagt, dass das leicht zu lernen ist, der lügt. Vielleicht ist er auch nur ein Angeber. Tatsache ist, wer Geduld hat, kommt leichter durchs Leben. Tatsache ist aber auch, wahrscheinlich wird er nie etwas erfinden. Denn dazu gehört auch gleichermaßen Ungeduld.

Was ist eigentlich Geduld oder Ungeduld? Geduld bezeichnet die Fähigkeit, zu warten oder etwas zu ertragen. Oft gilt Geduld als eine Tugend. Als geduldig erweist sich, wer bereit ist, mit ungestillten Sehnsüchten und unerfüllten Wünschen zu leben oder diese zeitweilig bewusst zurückzustellen. Diese Fähigkeit ist eng mit der Fähigkeit zur Hoffnung verbunden. Geduldig ist auch, wer Schwierigkeiten, Leiden oder lästige Situationen mit Gelassenheit erträgt. Und das ist es, was geduldige Menschen so angenehm macht. Sie nerven nicht, meistens jedenfalls. Ungeduld ist das Gegenteil von alledem. Ja, ungeduldige Menschen können einem ganz schön auf die Nerven gehen. Dabei gibt es natürlich auch einen sogenannten „grauen“ Bereich. Fragen sie Kinder. Eltern nerven oft, so sagen die Kinder. Hast du deine Hausaufgaben gemacht, hast du dein Zimmer aufgeräumt? Bei uns gab es noch: Hast du die Gasse schon gekehrt? Das hat aber nichts mit Geduld und Ungeduld zu tun, liebe Eltern und Kinder. Hier treffen zwei Weltanschauungen aufeinander. Manche nenne es auch Erziehung. Sei’s drum.

Ungeduld ist ein lästiger Alltagsbegleiter, der uns nervös und unausgeglichen macht. Der Bus kommt zu spät, die Warteschlange vor der Supermarktkasse scheint endlos und der Verkehrsstau will sich einfach nicht auflösen. Doch diese Situationen können weniger belastend sein, wenn man sie richtig angeht. Unter Geduld verstehen wir die Fähigkeit, warten zu können. Eine chinesische Weisheit besagt: „Ein Augenblick der Geduld kann vor großem Unheil bewahren, ein Augenblick der Ungeduld ein ganzes Leben zerstören!“ Ei Gude, wie!