Vernünftig bleiben / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Abwarten und Tee trinken, das ist momentan meine Devise. Sie kennen den Spruch? Wenn jemand sagt „Abwarten und Tee trinken“, möchte er damit ausdrücken, dass man Geduld haben muss. Ich würde ihn heute noch um den Zusatz „und daheimbleiben“ erweitern. Vermutlich war diese Redewendung ursprünglich die Ermahnung an ungeduldige Kranke, Kräutertee zu trinken und die Ausheilung abzuwarten.

Für mich als Teetrinker ist das einfach. Ich weiß aber, dass es mit Kaffee auch geht. Viele von uns können wirklich nicht mehr tun. Das müssen wir aber erst selbst und freiwillig erkennen. Und da haben einige von uns Defizite. Diesen Mangel zu erkennen und zu akzeptieren, ist jetzt nötig für das weitere Vorgehen beziehungsweise für die Akzeptanz was noch auf uns zukommen kann und unser seelisches Gleichgewicht. Ja, das Letztere ist wichtiger denn je. Wir müssen cool bleiben, sagen jüngere Leute. Ich sage, wir müssen Ruhe bewahren und vernünftig bleiben.

Dabei haben wir schon Beispiele für das, was auf uns zukommen könnte. Wir brauchen nur nach Italien, Frankreich oder Spanien zu sehen. Die sind mittendrin im Chaos. Denen müssen wir jetzt helfen und gleichzeitig vorhandene Mängel bei uns beseitigen. Auch bei uns fehlt es an vielen Dingen, die unsere Helfer dringend brauchen. Medizinische Hilfsmittel wie Schutzmasken oder Schutzkittel. Hier rächt sich jetzt die Verlagerung der Produktion ins billige Ausland.

Es muss aber auch die geben, die nicht abwarten, sondern handeln, und zwar im Hier und Heute. Schließlich wollen wir auch versorgt werden. Da macht Not erfinderisch, wie man sagt. Und das scheint zum Glück zu stimmen. Bierbrauer stellen Desinfektionsmittel her. Einige Textilproduzenten stellen Schutzmasken her. Schüler und Studenten melden sich als Erntehelfer. Medizinstudenten unterbrechen das Studium und helfen in den Kliniken. Das sind positive Meldungen aus der Industrie und der Gesellschaft, die aus der Not eine Tugend machen. Es gibt mittlerweile so viele positive Meldungen. Ob es zum Schluss reichen wird, wissen wir heute noch nicht, aber die Richtung stimmt.

Leider gibt es aus der Industrie und dem Handel auch zunehmend negative Beispiele. Wir sollten uns ihre Namen gut merken. Warum? Weil sie es nicht wert sind, dass wir bei ihnen einkaufen. Sie haben in den vergangenen Jahren Milliarden an Gewinnen eingestrichen und stellen jetzt zum Beispiel die Zahlung ihrer Mieten ein. Das ist nicht solidarisch. Das ist asozial.

Jetzt zeigen sie ihr wahres Gesicht. Sie haben kein Interesse an einer funktionierenden Gesellschaft. Sie wollen nicht Teil sein, sondern nur ihren Gewinn maximieren. Sie haben mittelständische Betriebe durch Preisdumping aus dem Wettbewerb gedrängt und die Infrastruktur in unseren Städten nachhaltig beschädigt. Jetzt sollten wir den mittelständigen Betrieben helfen und bei ihnen einkaufen, denn die bleiben bei uns, auch in der Not. Die „Heuschrecken“ brauchen wir nicht, die sind nicht nur flüssig, sondern überflüssig. Und das wäre schon ein Plus nach Corona. Bleibt ihr gesund. Ich bleib daheim. Ei Gude, wie!