„Reichsbürger“ sagen Eröffnung ab

Die an diesem Wochenende geplante Eröffnung eines „Reichsbürger“-Supermarktes in Hasselroth findet offenbar nun doch nicht statt.

Gründau – Aus einer Nachricht der Organisation „Königreich Deutschland“, geht hervor, dass man sich von dem geplanten Projekt zunächst zurückziehe.

Diese Nachricht hatte am Anfang der Woche für große Aufregung gesorgt: In der Bahnhofstraße in Neuenhaßlau sollte ein „Supermarkt“ eröffnet werden, der ausschließlich für Mitglieder der Organisation „Königreich Deutschland“ zugänglich sein sollte. Diese wird vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft und zur Reichsbürgerbewegung gezählt. Der hessische Verfassungsschutz hatte bereits im vergangenen Jahr davor gewarnt, dass die Bewegung Grundstücke zum Kauf sucht, um sogenannte „Gemeinwohldörfer“ zu errichten. Das Objekt in Neuenhaßlau passt nicht in dieses Schema, hier sollte offenbar unter dem Deckmantel eines veganen Supermarktes ein neuer Standort eröffnet werden.

Gezahlt werden sollte dort nur mit einer eigenen Währung, bei der Eröffnung waren allerdings auch Euro-Banknoten erlaubt. Schon für die Teilnahme an der für zwei Tage angesetzten Eröffnungsfeier vom „Paradiesgarten“ sollte gezahlt werden, für eine Einzelberatung über den Eintritt in das „Königreich Deutschland“ wurden 50 Euro pro 30 Minuten aufgerufen. An der Adresse in der Bahnhofstraße in Neuenhaßlau befindet sich übrigens kein Ladengeschäft, der „Supermarkt“ sollte offenbar in einem Wohnhaus eröffnet werden. „Da es sich um ein rein privates Vermietungsgeschäft, ist die Gemeinde nicht involviert. Eine Gewerbeanmeldung liegt auch nicht vor und da es sich um ein Wohnhaus handelt, darf dort unseres Erachtens kein Laden rein“, erklärte Bürgermeister Matthias Pfeifer (Soziale Wählergemeinschaft) den Sachstand. In einer gemeinsamen Pressemitteilung mit der Kreisspitze hatte er am Dienstag die Bevölkerung aufgerufen, sich von dem Projekt zu distanzieren und zugleich ein Eingreifen des Staatsschutzes gefordert.

Der seit Montag geäußerte Protest von vielen Bürgerinnen und Bürger sowie politischen Vertretern in der Gemeinde Hasselroth hat nun offenbar gewirkt: „Aufgrund von negativer Berichterstattung und Unverständnis in der Bevölkerung werden wir unsere Eröffnungsveranstaltung nicht durchführen und den Laden ‘Paradiesgarten’ und die Außenstelle im Gemeinwohlstaat Königreich Deutschland (KRD) nicht eröffnen. Wir wollen keinen Unfrieden, sondern Frieden“, hieß es nun auf der Internetseite, auf der bis dahin noch das ausführliche Programm der Veranstaltung aufgeführt war.

In einer Gruppe des Nachrichtendienstes „Telegram“ wird die Absage ausführlicher erklärt: „Jemand sagte uns, das halbe Dorf sei aufgebraucht“, schreibt dort eine namentlich nicht bekannte Person. Außerdem habe es einen Pressewirbel gegeben. „Wir haben uns dazu entschlossen, unsere Eröffnungsveranstaltung abzusagen und den Laden ‘Paradiesgarten’ nicht zu eröffnen“, sei es seltsam, dass die Politik Angst vor einem Tante-Emma-Laden habe. Angekündigt wird auch, dass bereits gezahltes „Eintrittsgeld“ zurückerstattet wird.

Die weiteren Ausführungen lassen allerdings Zweifel daran aufkommen, dass sich das Thema auf Dauer für Hasselroth erledigt hat: „Ich kann eure Enttäuschung verstehen, es ist nicht das Ende, sondern ein Schachzug, in diesem Fall ein Rückzug. Für mich steht fest, dass ein ‘heißer’ ‘Corona’-Herbst ‘droht’ und Gott wird uns zeigen, was / wie / wo die nächsten Schritte bis dahin sein werden, dass wir das Paradies mit anderen Schachzügen verwirklichen“, heißt es wörtlich in der Telegram-Gruppe.

VON ANDREAS ZIEGERT