Der „verlorene Sohn“ im Mittelpunkt

Diese Szene zeigt Jesus im Gespräch mit der Sünderin.

Aufwändige Vorbereitungen zu den Passionsspielen in Salmünster. Premiere am heutigen Samstag.

Bad Soden-Salmünster – Mit über 3500 Besuchern von Fulda bis Frankfurt und darüber hinaus, sind die Passionsspiele Salmünster längst kein Geheimtipp mehr. Was 1983 im Rahmen der Palmsonntagsmesse begann, hat sich längst zu einem 150-minütigen Spektakel mit rund 100 Darstellern im Alter von eins bis 80 Jahren gemausert. Gezeigt wird zu Beginn der Fastenzeit das Kernstück des Neuen Testaments, der Lebens- und Leidensweg Jesu Christi vom Einzug in Jerusalem bis hin zur Auferstehung.

Die Passionsspiele wurden seit 2014 alle vier Jahre und davor alle drei Jahre aufgeführt. Nach der Pandemie finden sie jetzt zum ersten Mal wieder statt. Für die zwölf Vorstellungen zwischen 17. Februar und 10. März wird bereits seit vergangenem Juni eifrig geprobt. „Die biblische Grundgeschichte bleibt zwar die gleiche, aber unsere Regisseurin Maria Hummel schreibt die Texte mit unterschiedlichen Leitgedanken jedes Mal neu, wobei immer andere Figuren in den Vordergrund gestellt werden.

Dieses Jahr lautet das Motto „Suchet, dann werdet ihr finden“ und stellt den ‚verlorenen Sohn’ in den Vordergrund“, erklärt Monique Hornikel, PR-Beauftragte des Vereins Passionsspiele Salmünster und Darstellerin der Maria-Magdalena. Im Zwiegespräch mit Jesus gelänge es dem „verlorenen Sohn“, durch seine Botschaft neuen Halt im Leben zu finden, so Hornikel.

Während des Gesprächs mit unserer Zeitung gehen auf der Bühne der Kirche St. Peter und Paul die Proben weiter. „Reißt den Tempel nieder, in drei Tagen will ich ihn wieder aufbauen. Ihr könnt nicht Gott und dem Geld dienen“, wirft Jesus stimmgewaltig die Händler aus dem Tempel und schafft sich dadurch Feinde.

Derweil kommen weitere Schauspieler zum Pressegespräch dazu. Die meisten Darsteller sind schon ein paar Jahre dabei. Jeder, der mitmachen möchte, erhält am Anfang seinen Platz im Volk, das drei Generationen umfasst, wobei die Allerjüngsten noch auf dem Arm getragen werden.

Immer doppelt besetzt sind die 20 bis 30 Sprechrollen. „Diese werden jedes Mal getauscht, damit jeder eine Chance auf seine Wunschrolle bekommt“, informiert Monique Hornikel. „Obwohl ich beim letzten Mal spaßeshalber angekündigt habe, beim nächsten Mal den Jesus zu spielen, war ich schon sehr überrascht, als mir die Rolle von der Regie angeboten wurde“, berichtet Jesusdarsteller Florian Bröning. Anfangs habe er Respekt vor der Rolle gehabt, aber nach einem halben Jahr intensiver Proben sei er gut eingeübt, so der 30-Jährige.

Obwohl seit 1983 Passionsspiele in Salmünster aufgeführt werden und der Verein 1997 gegründet wurde, sind es überwiegend Unter-Vierzigjährige, die auf der Bühne stehen. „2008 hat ein Generationswechsel stattgefunden“, klärt die Regisseurin Maria Hummel auf.

Sie selbst wurde, wie andere auch, schon im Kindesalter auf die Bühne geholt. Und genauso hält sie es heute mit ihren drei Kindern im Alter von vier, sechs und acht Jahren. Und ihr Mann spielt auch mit. „Aber nur in einer wirklich kleinen Pharisäerrolle. Ansonsten würde es nicht funktionieren, weil er zurzeit einen Großteil der Kinderbetreuung übernimmt“, schmunzelt die 37-Jährige, die in Teilzeit in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Ärzteverband arbeitet. „Mein zweiter Teilzeitjob ist das Passionsspiel“, unterstreicht die Regisseurin. Bis zu 20 Stunden wird an den Wochenenden vor der Aufführung geprobt.

Hinzu kommt die inhaltliche Vorbereitung. Nachdem Hummel ihre Texte geschrieben hat, werden sie im Team besprochen und den Referenten im Bildungsexerzitienhaus zur theologischen Überprüfung vorgelegt. „Um uns inhaltlich vorzubereiten, haben wir in Hanau in der Synagoge einen Tag bei einem Rabbi verbracht und einen weiteren Tag im Kloster Salmünster theologische Fundamente studiert. Anschließend haben wir noch das Bibelmuseum in Frankfurt besucht. Außerdem haben wir bei einer Sprachtrainerin einen Tag Stimmbildung bekommen“, informiert die Passionsspiel-Leiterin.

Trotz dieses Engagements für die christliche Botschaft ist eine Mitgliedschaft in der katholischen Kirche keine Voraussetzung. „Wir sind offen für jeden, der mitspielen möchte“, betont Hornikel. Den meisten Aktiven ginge es darum, in einer großen Gemeinschaft zusammen etwas zu unternehmen und die Botschaft immer wieder aufs Neue zu verkünden. „Kirche und Glauben sind nicht dasselbe“, unterstreicht Regieassistentin Christina Gebhardt. „Wir möchten nicht mit dem erhobenen Zeigefinger missionieren, sondern wie Jesus die Hand entgegenstrecken.“

Premiere der Passionsspiele ist am heutigen Samstag, 17. Februar, um 19 Uhr in der St. Peter und Paul-Kirche, Franziskanergasse 1, Bad Soden-Salmünster. Weitere Vorstellungen sind für 18., 24. und 25. Februar sowie für 1., 2., 3., 8., 9., 10., 15. und 16. März geplant, freitags und samstags um 19 und sonntags um 16 Uhr. Karten sind unter z 0157 31656566 oder online unter www.passionsspiele-salmuenster. de/inszenierung-2024 erhältlich. cra

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