Denkmalgeschütztes Gebäude wird vorerst nicht verkauft

Das Rabbiner- und Gelehrtenhaus (links, weiße Fassade) neben der ehemaligen Synagoge in Gelnhausen. Foto: Detlef Sundermann

Zukunft des Historischen Rabbinerhauses an Gelnhäuser Alt-Synagoge ist unklar.

Gelnhausen – Das ehemalige Rabbiner- und Gelehrtenhaus, Brentanostraße 12, wird vorerst von der Stadt nicht verkauft. Das beschlossen die Stadtverordneten. Sie folgten damit einem Antrag der Grünen. Überdies wurde zum Beschluss aufgenommen, dass sich der Bau- und der Kulturausschuss mit dem möglichen Behalten und der Nutzung des gedenkmalgeschützten Gebäudes auseinandersetzt.

Der Ortsbeirat Mitte soll hierzu involviert werden. Vor wenigen Wochen hatten fünf Gelnhäuserinnen und Gelnhäuser ob des geplanten Verkaufs mit offenen Briefen an die Stadt und Institutionen in der Stadt Alarm geschlagen und eine Interessengemeinschaft gegründet, mit dem Ziel, dass in dem Haus eine Gedenkstätte entsteht. So sei der Kauf vor vier Jahren von der Stadt begründet worden.

„Das Haus gehört zum Ensemble um den Synagogenplatz. Die Stadt kann es nicht einfach verkaufen“, steht für Arno Fischer, ein Sprecher der IG, fest. Dem Gebäude, das nach dem Krieg als Wohnhaus genutzt wurde und die vergangenen Jahre leer stand, komme eine besondere Bedeutung zu, da es als Alltagssynagoge diente. Sie war fast täglich für Unterricht und Gebete geöffnet, während die Hauptsynagoge nebenan vornehmlich an jüdischen Feiertagen geöffnet war, heißt es.

Nur durch Zufall habe man von dem Verkauf und von der Bedeutung des Hauses erfahren. Für die IG ist dies ein weiterer Beleg, dass sich „Gelnhausen bislang nicht darin hervor getan hat, mit seiner 700-jährigen jüdischen Geschichte sorgsam umzugehen“, so Fischer. Die IG wirft Bürgermeister Christian Litzinger zudem vor, der Magistrat habe mit der Verkaufsentscheidung den Ortsbeirat und eine Ausschreibung für den Verkauf übergangen.

Litzinger weist diese Behauptungen zurück. Als die Stadt ihr Vorkaufsrecht in Anspruch nahm, hatten die Privatinteressenten bereits einen Kaufvertrag unterschrieben, so der Bürgermeister. Laut Baugesetzbuch müsse die Stadt das Haus nun an den damaligen Käufer veräußern, zu dem Preis, zu dem es erworben wurde.

Gelnhausen zahlte damals 115 000 Euro. Damit sei der jetzige Verkauf auch nicht dem Ortsbeirat vorgelegt worden, so Litzinger auf Anfrage. Kritik gibt es von ihm ebenso zu dem Punkt, dass sich die Stadt zu wenig um seine jüdische Geschichte schere. Er bedauert, dass die Interessengemeinschaft nicht frühzeitig das direkte Gespräch mit ihm gesucht habe. „Wir sind uns unser Geschichte und Fürsorge sehr wohl bewusst“, sagt Litzinger. So gebe es etwa ab diesem Jahr vor der ehemaligen Synagoge keine Außengastronomie mehr und es werde sehr darauf geachtet, wer das Gebäude für welche Veranstaltung miete.

Litzinger machte gegenüber unserer Zeitung keine Aussage über eine von ihm favorisierte Nutzung des Rabbinerhauses. „Der Haushalt der Stadt ist angespannt und Gelnhausen ist mit vielen historischen Gebäuden gesegnet“, sagt er. Die Privatleute, die das Haus erwerben wollen, seien in der Stadt für ihren „sensiblen Umgang mit historischen Gebäuden“ bekannt. Sie besitzen bereits die beiden Häuser nebenan, die entsprechend des alten Ortsbildes restauriert worden sein.

Litzinger macht aber auch deutlich, dass er sich einer Gedenksstätte nicht verschließe. Hierzu habe die Stadt Kontakt zur Jüdischen Gemeinde Hanau aufgenommen. Mit dem Kauf vor vier Jahren habe kein Gedenkstättenkonzept vorgelegen. „Es gab nur die Idee dazu“, so Litzinger. Auch die IG berichtet, mit der Hanauer Gemeinde in Verbindung zu stehen. „Geschäftsführer Oliver Dainow war nicht nur sehr interessiert, er bot auch an, bei der nötigen Förderung behilflich zu sein“, heißt es.

Gedanken um ein Konzept hinsichtlich der Gestaltung oder des Betriebs seien ob der kurzen Zeitspanne nicht zustande gekommen. Man habe zunächst den Fokus auf den Verbleib des Hauses bei der Stadt gelegt, heißt es von der IG. Das nun beschlossene Moratorium ist somit im Sinn der Interessengemeinschaft. Es gibt den vom Stadtparlament beauftragten Gremien Zeit, über die Zukunft des Rabbinerhauses zu diskutieren.

Von Detlef Sundermann