Digitalisierung schreitet voran

Katja Leikert, MdB/CDU

Sagt Ihnen der Name Tim Berners-Lee etwas? Nein? Aber seine wichtigste Erfindung kennen Sie mit Sicherheit: das World Wide Web. In den 80er Jahren arbeitete Berners-Lee als Software-Ingenieur im Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf. Am 12. November 1990, also vor ziemlich genau 30 Jahren, legte Barners-Lee dem CERN-Direktorium ein Projekt mit dem Namen „World Wide Web - Vorschlag für ein Hypertext-Projekt“ vor. Sein Ziel: All die Arbeitspapiere, die irgendwo auf Computern schlummerten, sollten in einer Art virtuellen Informationswolke den Nutzern zugänglich gemacht werden. Schon einen Tag später stand die erste Webseite überhaupt im Netz. Heute sind es Schätzungen zufolge etwa 1,2 Milliarden. Seitdem hält die Digitalisierung in immer mehr Bereiche unseres Lebens Einzug.

Und das von Beginn an, wie ein aktueller Beschluss des Deutschen Bundestages zeigt: Dort haben wir das sogenannte „Gesetz zur Digitalisierung von Verwaltungsverfahren bei der Gewährung von Familienleistungen“ verabschiedet. Hinter dem reichlich bürokratisch klingenden Namen verbirgt sich erfreulicherweise das genaue Gegenteil: Die Anträge auf Elterngeld und Kindergeld können dank des neuen Gesetzes bald in einem digitalen Kombi-Antrag auf den Weg gebracht werden. In der Praxis bedeutet das: Wenn die Eltern einverstanden sind, müssen die Daten für neugeborene Kinder künftig nicht mehrfach eingegeben werden, stattdessen tauschen die beteiligten Behörden die erforderlichen Daten einfach untereinander aus und fragen die Entgeltdaten für die Berechnung der Höhe des Elterngeldes bei den Arbeitgebern ab. Für die Familien gleich in doppelter Hinsicht ein echter Gewinn, denn zum einen entfällt der oft lästige Gang zum Amt, zum anderen bleibt nach der Geburt mehr Zeit für die eigentlich wichtigen Dinge im Leben: das gegenseitige Kennenlernen und das Zusammenwachsen als frischgebackene Familie.

Aber nicht nur junge Menschen, auch Seniorinnen und Senioren profitieren von neuen digitalen Angeboten, das wurde kürzlich erst im „Bericht zur Lage der älteren Generation in Deutschland“ deutlich, den wir im Deutschen Bundestag diskutiert haben. Die Bandbreite möglicher Einsatzmöglichkeiten ist groß. So ermöglichen es smarte Helfer Seniorinnen und Senioren, länger in der eigenen Wohnung zu leben, digitale Assistenzsysteme können die Pflege ergänzen - den persönlichen Kontakt ersetzen sie freilich nicht. Telemedizinische Angebote verbessern die ärztliche Versorgung und Gesundheits-Apps unterstützen ältere Menschen dabei, ihre Medikamente regelmäßig einzunehmen und zum Beispiel Blutzuckerwerte zu dokumentieren. Der regelmäßige Kontakt zu Familie und Freunden kann auch mittels Video-Tools aufrechterhalten werden; gesellschaftliche Teilhabe statt Einsamkeit und Isolation lautet hier die Devise.

Die weltweite Vernetzung bietet uns viele Chancen - sie im Sinne der Menschen zu nutzen, ist unsere stetige Aufgabe. Oder, wie Tim Berners-Lee sagt: „Wenn wir jetzt aufhören, das Web besser zu machen, dann hat nicht das Web uns enttäuscht, sondern wir haben das Web enttäuscht.“