Eintritt ins Geschäftsleben erleichtern

Netzwerken ist bei einer Unternehmensgründung unerlässlich. Auf dem Gründungsfest in Ronneburg bot sich hierfür die Gelegenheit. Foto: Dr. Jörg Wetterau

10. Gründerfest in Ronneburg hält viele Tipps für Start-ups bereit.

Ronneburg – Informieren – austauschen – netzwerken: Das mittlerweile zehnte Gründerfest bot hierfür reichlich Gelegenheit. Rund 70 Gäste, darunter frischgebackene Unternehmerinnen und Unternehmer, Existenzgründer, Berater und erfahrene Gründerinnen und Gründer nahmen am Gründerfest teil, das unter dem Motto „Erfolgreich durch Netzwerken“ passenderweise bei der Firma Grasmück Insektenschutzsysteme in Ronneburg stattfand.

Im Mittelpunkt standen die Erfolgsfaktoren, die es braucht, um eine Gründung zu einem dauerhaften Erfolg werden zu lassen, gut nachvollziehbar am Beispiel der Gastgeber-Firma, die mittlerweile seit mehr als 25 Jahren mit rund 30 Mitarbeitenden erfolgreich maßgeschneiderte Insektenschutznetze und -gitter für Fenster, Türen und Lichtschächte herstellt. Geschäftsführer Stefan Grasmück nannte als einen Erfolgsfaktor, nicht nur im Unternehmen, sondern vor allem am Unternehmen zu arbeiten, damit es sich immer weiterentwickeln kann.

Veranstaltet wurde das Gründerfest von der Industrie- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern in Kooperation mit dem Forum Existenzgründung Main-Kinzig, in dem auch der Main-Kinzig-Kreis mit seiner Wirtschaftsförderung Mitglied ist.

Die Gäste nutzten die Möglichkeit, sich über Fragen rund um die Gründung von Unternehmen und das Führen von Firmen in den ersten Jahren auszutauschen – denn ohne den persönlichen Austausch und das Netzwerken mit anderen Gründern kann man als Neuunternehmer schnell an seine Grenzen kommen.

IHK-Präsident Oliver Naumann sagte in seiner Begrüßung: „Wir haben hier ein starkes Netzwerk, das sich verknüpft, um Existenzgründung durch Rat und Tat zu erleichtern und vor allem Existenzgründerinnen und Existenzgründern dabei helfen will, typische Anfangsfehler zu vermeiden – dann bleibt mehr Gelegenheit für Fehler im laufenden Betrieb.“ Im Hinblick auf die aktuelle Situation betonte er: „Es erfordert besonderen Mut und Entschlossenheit, in diesen schwierigen Zeiten den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen: Inflation, steigende Zinsen, Energiepreise, angespannte Lieferketten – das macht es Existenzgründern nicht leichter. Doch genau in solchen Zeiten liegen auch die Chancen für Innovation und Erfolg.“ Dafür sei ein innovationsfreundliches Umfeld von zentraler Bedeutung, um kreative Ideen zu fördern und den Grundstein für zukünftiges Wachstum zu legen. Der Main-Kinzig-Kreis biete hier für Existenzgründungen bereits eine sehr gute Infrastruktur.

Darauf verwies auch Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann und hob besonders die Gründerzentren im Main-Kinzig-Kreis hervor. „Wir haben im Kreis kein eigenes, zentrales Gründerzentrum eingerichtet. Stattdessen fördert der Main-Kinzig-Kreis mit großem Erfolg privatwirtschaftliche Gründerzentren. Mittlerweile gibt es mehrere solcher Zentren im Kreis: in Maintal und Wächtersbach, Kilianstädten, Hanau und Gelnhausen.“ Bei Gründerzentren je Einwohner ist der Landkreis sogar führend in Hessen. Diese Zentren und Coworking-Spaces bieten Neugründern, Selbstständigen und Start-up-Unternehmen die Möglichkeit, Büro-, Werkstätten- oder Lagerräume anzumieten. Firmengründern und Jungunternehmern wird dadurch der Eintritt in das Geschäftsleben erleichtert. Dort finden auch regelmäßig Netzwerkveranstaltungen statt. „Nutzen Sie auch unsere regionalen Beratungstage in Gelnhausen zu Unternehmensförderung und Finanzierungsfragen für kleine und mittlere Unternehmen und Existenzgründungen. Außerdem bieten wir zum Erfahrungs- und Informationsaustausch neben dem Gründerfest regelmäßig Gründerfrühstücke und eine Gründerwoche“, sagte Ottmann.

Gerade das Netzwerken sei elementar, um dauerhaft am Markt bestehen zu können, betonte Gastgeber Stefan Grasmück. Der gelernte Chemiefacharbeiter gab Neugründern einige Tipps mit auf den Weg. „Gehen Sie nach draußen, raus aus der Firma. Schauen Sie über den eigenen Tellerrand und holen Sie sich Impulse von außen. Vernetzen Sie sich mit ihren Partnern und Kunden, tauschen Sie sich aus und lernen voneinander. Aber es ist ein Geben und Nehmen. Das kostet natürlich Zeit und Geld, aber das ist gut investiert und rentiert sich langfristig für Ihr Unternehmen. Wir setzen zudem auf eine lange Zusammenarbeit mit Hauptlieferanten. Ganz wichtig ist das Zwischenmenschliche. Die Chemie zwischen den Geschäftspartnern und Kunden muss einfach stimmen.“

Auf die Frage, ob es zu seiner Gründerzeit 1998 leichter gewesen sei, ein Unternehmen zu gründen, sagte er: „Vor 25 Jahren war es schwieriger, da weniger Informationen zur Verfügung standen und ein Netzwerk zum Austausch mit anderen Gründern nicht so ausgeprägt war. Ich kann mir heute viele Informationen aus dem Internet holen und mich dort mit Geschäftspartnern vernetzen. Heute bieten sich für Existenzgründer aufgrund der Digitalisierung, der Globalisierung und der Öffnung weltweiter Märkte ganz andere Perspektiven und Möglichkeiten.“

Um die Möglichkeiten noch besser nutzen zu können, steht für Fragen rund um die Gründung eines Unternehmens auch das Forum Existenzgründung Main-Kinzig (FEMK) zur Verfügung. Der Zusammenschluss von Experten unterschiedlicher Institutionen bündelt die Kompetenzen rund um das Thema Existenzgründung, dient im Zusammenspiel als Lotse und kann gezielt zwischen Existenzgründer und -berater vermitteln. Gerade in der Gründungsphase tauchen viele Fragen und Problemstellungen auf, sodass Erfahrungen und Tipps anderer Unternehmer oder der FEMK-Partner eine große Hilfe sind. Zum Forum Existenzgründung Main-Kinzig gehören neben der IHK Hanau auch die Agentur für Arbeit, die Hanau Wirtschaftsförderung GmbH, das Kommunale Center für Arbeit, die Kreishandwerkerschaft Hanau, der Main-Kinzig-Kreis, die Wirtschaftsförderungen Maintal und Nidderau, die Wirtschaftsjunioren Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern und Die Wirtschaftspaten e.V. – jede Institution hat eigene Schwerpunkte bei der Beratung, ihre Spezialität, und verbindet den Gründer mit dem Know-how des anderen.

Von Dr. Jörg Wetterau