Festnahme in der Schweiz

Aus dem Hofgut Kaltenborn lodern die Flammen: Aus der bislang vermissten 55-jährigen Hausbewohnerin ist eine inzwischen festgenommene Tatverdächtige geworden. Foto: 5VISION-MEDIA

VON CHRISTIAN SPINDLER

Unerwartete Wende im Fall des folgenreichen Brandes auf dem Hofgut Kaltenborn bei Gelnhausen.

Gelnhausen – Gegen eine 55 Jahre alte Hausbewohnerin, die nach dem Brand tagelang vermisst war, laufen nun Ermittlungen. Sie ist des versuchten Mordes sowie der schweren Brandstiftung dringend verdächtig, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Hanau und des Polizeipräsidiums Südosthessen von gestern. Die Frau wurde demnach im Ausland festgenommen.

Es gebe inzwischen „hinreichende Anhaltspunkte“ dafür, dass die 55-Jährige das Feuer, das letztlich zu einem Schaden von über 1,5 Millionen Euro geführt hat, absichtlich gelegt hat, so die Ermittler.

Zum Zeitpunkt der Brandentstehung hatten sich, wie ausführlich berichtet, mehrere Bewohner in dem historischen Mehrfamilienhaus aufgehalten. Nach Auskunft von Markus Jung, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hanau, waren beim Brand vier Personen in dem Gebäude. Sie sollen in mehrere Wohnungen gelebt haben. Familiäre Beziehungen untereinander gab es offenbar nicht. Polizei und Staatsanwalt werfen der 55-Jährigen nicht nur schwere Brandstiftung, sondern auch versuchten heimtückischen Mord vor, der „mit gemeingefährlichen Mitteln begangen“ worden sei. Nach umfangreicher Ermittlungsarbeit des zuständigen Fachkommissariats war es Zielfahndern des Polizeipräsidiums Südosthessen und des Hessischen Landeskriminalamts gelungen, die Spur der Tatverdächtigen aufzunehmen und die Frau schließlich in der in der Schweiz zu lokalisieren. Mit Unterstützung der dortigen Behörden erfolgte am frühen Dienstagmorgen im Kanton Graubünden aufgrund eines zwischenzeitlich erlassenen Haftbefehls des Amtsgerichts Hanau dann die Festnahme der 55-Jährigen. Nach dem Brand waren die Frau verschwunden, auch von ihrem Auto und von ihren beiden Hunde fehlte jede Spur. Offenbar hatte sie sich im Anschluss an die ihr zur Last gelegte Tat gezielt absetzen wollen, um der drohenden Strafverfolgung zu entgehen, so die Einschätzung der Beamten. In der Nacht zum 15. August stand zunächst der Dachstuhl des Gebäudes, das ursprünglich aus dem 17. Jahrhundert stammt, lichterloh in Flammen. Weite Teile des Hauses wurden zerstört. Er herrschte akute Einsturzgefahr. Die Brandermittler der Kripo konnten unterdessen Mitte dieser Woche mithilfe von Gutachtern und einem Fachbetrieb das Haus unter Einsatz von schwerem technischen Gerät betreten und eine Untersuchung am Brandort vornehmen. Nach derzeitigem Ermittlungsstand brach das Feuer offensichtlich in der Wohnung der 55-Jährigen aus. „Neben der Rekonstruktion des genauen Tatablaufes wird auch das noch unklare Tatmotiv Gegenstand der weiteren Aufklärungsarbeit sein“, so Staatsanwaltschaft und Polizei. Bislang habe sich die Frau nicht zu den Tatvorwürfen nicht geäußert.

Die Behörden gehen davon aus, dass die 55-Jährige in wenigen Wochen nach Deutschland überstellt und dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden wird. Bis dahin sitzt sie in der Schweiz in Auslieferungshaft.