Kalender: Sport statt Schokolade

Der Maintaler Jannik Trunk stellt den etwas anderen Adventskalender für Hobby-Läufer vor.

Hanau – Corona hat die Welt des Sports im vergangenen Jahr von heute auf morgen zum Erliegen gebracht: Spielzeiten aller Sportarten wurden unterbrochen oder sogar abgebrochen und auch das Training vorübergehend eingestellt. Das hat nicht nur Mannschaftssportarten wie Handball oder Fußball schwer getroffen, sondern auch Individualsportler wie Läufer oder Radfahrer. Zwar konnten die ihrem Training an der frischen Luft weitestgehend ungehindert nachgehen, aber Wettkämpfe wurden größtenteils abgesagt. Für ehrgeizige Athleten, die die Herausforderung und den Kick brauchen, ein unbefriedigender Zustand. Das dachte sich auch Carina Heber, als sie im Corona-Sommer 2020 das Projekt „Helden des Sports“ ins Leben rief. Neben Heber sind der Nidderauer Phil Studebaker, der im vergangenen Jahr bei den Bürgermeisterschaftswahlen in Nidderau seinem Kontrahenten Andreas Bär von der SPD knapp unterlag, und der Maintaler Jannik Trunk im Team des Projekts. Der 25-jährige Trunk ist selbst Läufer beim SSC Hanau-Rodenbach und entschloss sich, nach seinem Masterstudium in den USA Anfang 2021 Teil des Projekts zu werden: „Das Konzept von Helden des Sports ist simpel. Wir organisieren Läufe virtuell. Die Startgelder spenden wir zum Teil an einen guten Zweck“, erzählt Trunk. „Bislang war das meistens der Verein für krebs- und chronischkranke Kinder in Darmstadt. Ein anderer Teil des Geldes geht an die Sportvereine, mit denen wir kooperieren und die durch die Corona-Krise und die ausgefallenen Läufe finanziell schwer gebeutelt sind.“ Das Konzept kommt in der Community der Läufer gut an. Über 20 Events hat das engagierte Trio bereits organisiert, teilweise mit mehr als 300 Teilnehmern. Beim virtuellen Silvesterlauf im vergangenen Jahr waren es sogar über 400. Doch wie funktioniert so ein virtueller Lauf? „Da gibt es zwei Varianten: Entweder wir als Veranstalter legen die exakte Strecke fest, die gelaufen werden muss. Oder wir geben lediglich eine Kilometeranzahl vor, die gelaufen werden muss und jeder kann sich seine Route dann selbst aussuchen“, erklärt der Maintaler. Die Läufe müssen dann innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens absolviert werden. Der Läufer stoppt seine Zeit selbst und lädt sie auf die Internetseite von „Helden des Sports“ hoch. „Wir haben aber auch schon einen Lauf veranstaltet, bei dem jeder so viel laufen konnte, wie er wollte. Das gesammelte Geld ging an die Betroffenen des Hochwassers in Büdingen Anfang dieses Jahres. Da stand dann eben der Wohltätigkeitsaspekt im Vordergrund,“ erzählt Trunk, der mehrfacher Hessenmeister im Laufen wurde und sich den deutschen Meistertitel im Berglauf sicherte. Der Spezialist im 5000- und 10 000-Meter-Lauf hat bislang bei jedem Event selbst teilgenommen. Die Arbeit bei „Helden des Sports“ ist zeitintensiv – und nur ein Teil seines Berufslebens. „Sport spielt schon immer eine große Rolle in meinem Leben. Seit ich laufen kann, betreibe ich Ausdauersport. Ich bin stark in der Community der Läufer verwurzelt“, so Trunk.

Damit diese Community noch enger zusammenrückt, arbeiten der studierte Sport- und Betriebswissenschaftler und seine Kollegen daran, die Internetseite zu einem Facebook für Läufer zu erweitern. Die Sportler können sich kostenfrei anmelden und haben die Möglichkeit, ihre Sporterfolge zu teilen, zu liken und Events sowie Wettkämpfe zu verfolgen.

Aktuell steckt das Helden-des-Sports-Team in den Endzügen der Vorbereitung für den Adventskalenderlauf. „Bei unserem Adventskalender wird sich anstatt einem Stück Schokolade oder einer Süßigkeit ein Lauf oder eine sportliche Übung hinter den Türchen verbergen. Mit Voranschreiten des Advents wird die Distanz beziehungsweise die Anzahl der Wiederholungen täglich erhöht“, erklärt Trunk die morgen beginnende Aktion. Das bedeutet, dass an Tag eins ein Kilometer gelaufen wird, an Tag zwei sind es dann zwei Kilometer, bis an Heiligabend 24 Kilometer zu absolvieren sind. Das scheint für den durchschnittlichen Bürger vielleicht ein bisschen ambitioniert, weshalb es auch eine Halb- und Dritteldistanz gibt. Zudem besteht die Möglichkeit, jeden zweiten Tag einen Lauf gegen eine sportliche Übung einzutauschen. Das können beispielsweise Sit-ups oder Liegestützen sein. Die Startgebühren, die eingesammelt werden, gehen an ein Klimaschutzprojekt von Unicef. „Wir suchen immer nach Challenges, die möglichst viele Menschen ansprechen. Challenges, wo wir denken, dass viele mitmachen können,“ erklärt Trunk. Da dürfte so ein Adventskalender doch genau das Richtige sein. Auch wenn sich keine Schokolade hinter den Türchen verbirgt.

VON NILS MOOCK

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