Kleinstadt in der Transformation

Bürgermeister Matthias Möller (links) referierte beim Lions Club Hanau über die Stadtentwicklung in Schlüchtern. Foto: PM

Bürgermeister Möller spricht über den „Schlüchterner Weg“.

Schlüchtern/Hanau – Der so genannte „Schlüchterner Weg“ ist mittlerweile bundesweit ein Begriff dafür, wie eine Kleinstadtkommune die Entwicklung eines innerstädtischen Filetstücks selbst in die Hand nimmt. Es ist kein Wunder, dass Bürgermeister Matthias Möller als treibende Kraft hinter diesem Konzept häufig zu Vorträgen eingeladen wird.

Kürzlich hielt er ein Referat bei einem Clubabend des Lions Clubs Hanau zum Thema „Mit Schlüchtern lernen – Eine Kleinstadt in der Transformation“. Erstmals waren auch die Kollegen aus Schlüchtern von den Hanauer Lions dazu eingeladen worden, die der dortige Lions-Präsident Andreas Ruckelshausen begrüßte.

Möller wies in seinem Vortrag immer wieder auf die Parallelen in der Stadtentwicklung beider Kommunen hin, obwohl sie sich deutlich hinsichtlich ihrer Größe unterschieden: Hanau als kleinste Großstadt Deutschlands und Schlüchtern als „Mittelzentrum Plus“.

Möller sprach über das Gelände des ehemaligen Kaufhofs und des Kaufhauses Langer. Er erläuterte ausführlich die Schritte der Stadt Schlüchtern von dem Schock über die Schließung bis hin zur erfolgreichen Suche nach einem Investor für den Neubau. Er gratulierte den Hanauern zum Erwerb des ehemaligen Kaufhauses im Herzen der Goldschmiedestadt. Die Entwicklung dieses Gebäudes sei eine große Herausforderung, aber auch die richtige Strategie. Die Stadt müsse nun besonnen handeln, klug vorgehen und Politik einbinden.

„Stadtentwicklung ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, verglich Möller. Schlüchtern habe wichtige Impulse bei der Innenstadtentwicklung gesetzt und rund 25 Millionen Euro an Zuschüssen eingeworben – sowie seit acht Jahren einen ausgeglichenen Haushalt mit momentan 11,3 Millionen Euro an Rücklagen geführt. Auch wenn der Standort für die Kleinstadtakademie nicht in Schlüchtern liege, werde die Stadt den neuen Standort in Wittenberge unterstützen und eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung deutscher Kleinstädte spielen. Es gelte, das gewonnene Know-how weiterzugeben. Im aktuellen Transformationsprozess der Kommunen sei dies äußerst wichtig.

Die Innenstädte jeglicher Größe würden großen Veränderungen unterliegen. Entscheidungsträger müssten umdenken: Online-Handel, Klimawandel, Mobilität und die vielen gesellschaftlichen Herausforderungen veränderten das Gesicht von Innenstädten ebenso wie Pluralität und Überalterung der Gesellschaft. Hanau verfüge über einen klaren Vorteil in Bezug auf seine Stadterneuerung: Die Brüder-Grimm-Stadt habe mehrere Förderprogramme in unterschiedlichen Kernbereichen.

Ein wichtiger Schritt sei der Erwerb relevanter Flächen sowie die Umsetzung eines klaren Konzepts. Hier schlägt Möller vor, eine Vorkaufsrechtssatzung, wie sie Hanau bereits seit einiger Zeit anwendet, auch für Schlüchtern einzuführen.

Des Weiteren sei es unvermeidlich, eine Stadtentwicklungsgesellschaft zu gründen – wie es sowohl in Schlüchtern als auch in Hanau geschehen ist –, da diese Gesellschaften äußerst unterstützend wirken. Eine Stadt könne sich nicht um alles kümmern, jedoch Aufgaben auslagern.  upn