Kreis plant Azubi-Campus

Main-Kinzig-Kreis – Um das Ungleichgewicht zwischen offenen Ausbildungsstellen und zunehmend weniger Bewerbungen anzugehen, plant der Main-Kinzig-Kreis die Einführung eines Azubi-Campus für junge Auszubildende. Das schreibt die Kreisverwaltung in einer Pressemitteilung.

Das Ziel bestehe darin, mehr junge Menschen für eine duale Ausbildung am Wirtschaftsstandort Main-Kinzig zu gewinnen und gleichzeitig den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Der Kreistag hat dem Vorhaben bereits im Juli zugestimmt.

Der Azubi-Campus solle nicht nur allen jungen Leuten aus der Region offenstehen, sondern auch Interessierte aus anderen Regionen sowie aus ganz Deutschland anziehen. Hierbei habe der Kreistag beschlossen, dass es eine Kooperation zwischen der kreiseigenen gemeinnützigen Gesellschaft für Arbeit, Qualifizierung und Ausbildung (AQA) und Kolping Jugendwohnen Fulda gibt. Letztere verfüge bereits über wertvolle Erfahrungen im Bereich Jugendwohnen und habe deutschlandweit den ersten Campus für Azubis geschaffen – einen Ort zum Leben, Lernen und Arbeiten.

„Der Azubi-Campus ist ein wegweisendes Projekt, das die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Main-Kinzig erheblich steigern wird. Junge Menschen erhalten dadurch die Möglichkeit, sich unabhängig vom Wohnort ihrer Eltern für einen Ausbildungsplatz zu entscheiden“, sagt Landrat Stolz. Zudem sei bezahlbarer Wohnraum ein dringendes Anliegen, da der Wohnungsmarkt in der Region nicht ausreichend Angebote bereithalte.

Der Azubi-Campus werde jedoch nicht allein auf das Wohnen reduziert. Er verfolge einen umfassenden Ansatz, um minderjährige Auszubildende nicht sich selbst zu überlassen. Pädagogische Fachkräfte sollen die jungen Leute begleiten und ihnen dabei helfen, den Alltag und die Ausbildung ohne ständige elterliche Begleitung zu meistern.

„Gerade die neuesten Erkenntnisse, was die Abbruch- und Durchfallquoten in einzelnen Ausbildungsgängen angeht, zeigen Bedarfe auf. Wir möchten sicherstellen, dass am Ende junge Menschen erfolgreich ihren gewünschten Beruf erreichen“, betont Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler.

In vielen Gesprächen mit Unternehmern gehe es beim Thema Ausbildung immer wieder darum, dass sie Probleme haben, Jugendliche für eine Ausbildung zu gewinnen, die weiter entfernt wohnen. Für die jungen Leute, die zu dem Zeitpunkt noch keinen Führerschein haben, sei die Entfernung ein wichtiger Hinderungsgrund, eine Ausbildung aufzunehmen: „Hier wollen wir mit dem Azubi-Campus eine Lücke schließen und damit mehr Chancen eröffnen. Es ist ein weiteres Instrument, um dem Fachkräftemangel zu begegnen“, erklärt Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann.

Der Standort des Campus werde sorgfältig gewählt, um eine optimale Verkehrsanbindung zu gewährleisten und jungen Menschen günstige Fahrtwege zu ermöglichen.

Die AQA-Geschäftsführerin Helmtrud Abs und Projektleiterin Astrid Rost sollen gemeinsam mit Kolping den konkreten Bedarf ermitteln. „Wir werden eng mit Berufsschulen, der Akademie für Pflege und Gesundheit, dem Kommunalen Center für Arbeit, der Agentur für Arbeit, der Industrie- und Handelskammer sowie den Kreishandwerkerschaften Hanau und Gelnhausen-Schlüchtern zusammenarbeiten, um eine bedarfsgerechte Planung, aber vor allem auch eine gute Umsetzung zu gewährleisten“, erklärt Helmtrud Abs.

„Der Azubi-Campus wird für viele junge Menschen nicht einfach nur ein Dach über dem Kopf sein, sondern ein Ort zum Leben, Lernen und Arbeiten, dabei sind alle Azubis der Region dort herzlich willkommen“, erklärt Steffen Kempa, Geschäftsführer von Kolping Jugendwohnen. Der Azubi-Campus solle eine inspirierende Umgebung für Jugendliche aus der Region sowie bundesweit sein, die hier eine qualifizierte Ausbildung oder ein duales Studium im Main-Kinzig-Kreis absolvieren möchten. Neben den notwendigen Wohnmöglichkeiten werde der Campus auch Gemeinschaftsräume und -küchen bieten, um den Austausch und die gegenseitige Unterstützung im Berufsalltag unter den Auszubildenden zu förder.
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