Ärztliche Hilfe für Wohnungslose

Gemeinsam unterwegs: Das medizinische Team und die Straßensozialarbeiter. Foto: PM

Projekt von Franziskushaus und Kreis bringt medizinische Versorgung zu Menschen auf der Straße.

Main-Kinzig-Kreis – Ein Leben auf der Straße ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Das gilt auch für die Gesundheit der Betroffenen. Um wohnungslosen Menschen einen niedrigschwelligen Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen, haben sich das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr des Main-Kinzig-Kreises und das Hanauer Franziskushaus laut Mitteilung zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen sie medizinische Beratung und Versorgung direkt zu den Menschen auf die Straße bringen.

Das Spektrum reicht von der Versorgung kleiner Wunden über die Ausgabe von Salben und Verbandsmaterial bis zur Beratung zu Gesundheitsfürsorge und Impfangeboten. Das Team besteht aus Ärztinnen, medizinischen Fachangestellten und Straßensozialarbeitern. Behandelt wird direkt vor Ort oder im bereitstehenden Bus des Franziskushauses und unabhängig davon, ob der Betroffene krankenversichert ist.

Die Erstversorgung steht klar im Mittelpunkt, wie Straßensozialarbeiter Marius Kümmel berichtet: „Wer auf der Straße lebt, ist oft gesundheitlich belastet.“ Das Leben im Freien verlange dem Körper einiges ab. Neben Regen, Kälte oder auch Hitzewellen im Sommer kommen Faktoren wie schwierige hygienische Bedingungen oder schlicht die mangelnde Möglichkeit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung hinzu.

Viele wohnungslose Menschen haben zusätzliche Vorerkrankungen, die eigentlich behandelt werden müssten. „Trotzdem ist für sie die Hürde, zum Arzt zu gehen, sehr hoch“, weiß Kümmel. Überfüllte Wartezimmer, notwendige Terminvereinbarungen oder auch Unsicherheit und Schamgefühl sorgten dafür, dass viele vor diesem eigentlich notwendigen Schritt zurückschrecken. „Wir versuchen, sie aufzufangen und ihnen zu zeigen, dass sie keine Angst davor haben müssen, zum Arzt zu gehen.“

Das Projekt ist im vergangenen Sommer gestartet. Knapp 20 Mal ist das medizinische Team vom Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr des Main-Kinzig-Kreises seitdem gemeinsam mit der Straßensozialarbeit des Franziskushauses in Hanau und Gelnhausen ausgerückt.

„Unser Ziel ist es, auch die Menschen zu erreichen, für die ein regulärer Arztbesuch sonst schwierig wäre“, betont Sachgebietsleiterin Dr. Silke Hoffmann-Bär. Dass dies gut funktioniere, zeige ein Blick auf die ersten Zahlen: Mehr als 50 Kontakte sind im Zuge des aufsuchenden Angebots bereits zustande gekommen. Nicht immer wird dabei auch etwas behandelt, wie Kümmel feststellt: „Es ist auch eine Beziehungs- und Vertrauensarbeit aller Beteiligten.“ Beide Seiten, Kreis und Franziskushaus, loben die gute Kooperation. „So können wir mit unserem Angebot diejenigen besser erreichen, die es dringend benötigen“, sagen die beiden vor Ort tätigen Ärztinnen Dr. Sybille Wenzel und Colette Siemann.  kd