Main-Kinzig-Kreis – Es ist eine miese Technikmasche, mit der eine Bande von professionellen Autodieben zu Werke geht. Dabei werden hochwertige Fahrzeuge geknackt und gestohlen. Eine Serie solcher besonderer Autodiebstähle beschäftigt aktuell die Kriminalpolizei vor allem im Main-Kinzig-Kreis. In den vergangenen vier Wochen wurden hier insgesamt zwölf teure Autos entwendet. Alle Wagen verfügen über das sogenannte „Keyless-Go-System“. Das machten sich die Automarder offenbar zunutze.
Vermutlich setzen die Kriminellen sogenannte Funkwellenverstärker ein, um das Schließsystem zu manipulieren und sich Zugang zu den Fahrzeugen zu verschaffen. „Anhand dieser Technik gelingt es den Tätern, die ursprüngliche Reichweite des Originalschlüssels zu verlängern und dem Fahrzeug zu suggerieren, dass sich dieser in der Nähe befindet“, erläutert die Polizei. Die Autodiebe können die Fahrzeugtüren dann ganz normal öffnen, ohne dass jemand Verdacht schöpft.
Die im Main-Kinzig-Kreis gestohlenen Autos, darunter ein Q7 und ein A6 der Marke Audi, wurden alle zwischen 2014 und 2019 produziert. Es handelte sich ausschließlich um Oberklasse-Kombis und verschiedene SUV-Modelle, die von den Kriminellen aus Grundstückseinfahrten und von der Straße gestohlen wurden, so ein Polizeisprecher. Gelegentlich schlugen die Diebe in einer Nacht auch zweimal zu. Die Tatorte erstrecken sich von Hanauer Stadtteilen, darunter Wolfgang, über Rodenbach und Mittelbuchen bis nach Maintal, Neuberg, Linsengericht und Langenselbold.
Das zuständige Fachkommissariat 22 prüft derzeit einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Taten. „Auch bei der Offenbacher Kripo lagen in der Vergangenheit etliche Fälle aus deren Zuständigkeitsbereich auf dem Tisch, in denen eine Pkw-Entwendung auf diese Weise erfolgt sein könnte“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Den Erkenntnissen der Beamten zufolge werden die geklauten Autos häufig auf direktem Weg Richtung Osteuropa gebracht, um sie von dort aus über die Grenz etwa nach Polen oder Litauen zu überführen.
In einem Fall der aktuellen Diebstahlserie konnte über die Fahrzeugortung einer der gestohlenen Wagen lokalisiert werden: in der Nähe von Dresden, unmittelbar vor dem mutmaßlichen Grenzübertritt. Der dortigen Grenzfahndung gelang es, den entwendeten Wagen nach einer kurzen Verfolgung sicherzustellen. Allerdings: Der unbekannte Täter konnte zuvor flüchten.
Aufgrund der derzeitigen Diebstahlserie bei Luxuskarossen bitten die Kommissariate die Besitzer hochwertiger Fahrzeuge, folgende Tipps zu beachten:
– Parken Sie ihr Fahrzeug wenn möglich nicht am Straßenrand und nicht in ungesicherten Carports. Nutzen Sie eine abschließbare Garage oder stellen Sie Ihr Fahrzeug zumindest an gut beleuchteten und belebten Straßen ab. Das Öffnen der Fahrzeuge mit Hilfe des „Keyless-Go-Systems“ erfolgt für gewöhnlich gewaltfrei und dauert keine zwei Minuten.
– Legen Sie den Fahrzeugschlüssel nicht in der Nähe der Haus- oder Wohnungstür ab. Denn sonst können die Funkwellen, die das „Keyless-Go-System“ aussendet, abgefangen werden. Durch Funkwellenverstärker lassen sich dann die Fahrzeuge öffnen.
– Benutzen Sie zur Aufbewahrung des Fahrzeugschlüssels nach Möglichkeit besonders gesicherte Schlüsseltresore oder ein anderes metallgeschütztes Behältnis.
– Verwenden Sie zudem funkdichte Schutzhüllen für Keyless-Go-Schlüssel.
– Achten Sie auf fremde Personen und Fahrzeuge (mit auswärtigen Kennzeichen), welche gegebenenfalls mehrfach und langsam durch Ihre Straßen „streifen“.
– Stellen Sie – wenn vorhanden – sicher, dass in Ihrem Fahrzeug die vorhandenen Ortungsdienste für Sie aktiviert beziehungsweise freigeschaltet sind. Nur dann ist eine Ortung des Fahrzeugs im Falle eines Diebstahls möglich und polizeiliche Maßnahmen können zeitnah eingeleitet werden. Sollten Sie sich diesbezüglich nicht sicher sein, setzten Sie sich mit Ihrem Händler in Verbindung.
cs.