CDU nominiert Stenger

Steigt ins Rennen um den Landratsposten ein: Gabriele Stenger. Foto: Axel Häsler

Der CDU-Kreisvorstand hat die Hanauerin Gabriele Stenger einstimmig zur Kandidatin für die Landratswahl nominiert.

Main-Kinzig-Kreis – „If you never try, you’ll never know“ (Wenn du es niemals probierst, wirst du es niemals wissen) steht an der Wand im Konferenzraum des Kinzig Valley in Gelnhausen. In dem Coworking-Space treffen sich Gründer zum Arbeiten, an diesem Abend ist die CDU Main-Kinzig hier zu Gast, um die Kandidatin für die Landratswahl im kommenden Jahr vorzustellen. Gründergeist bei der CDU? Nein. Aufbruch vielleicht. Mal etwas wagen. Der Ort jedenfalls passt zu Gabriele Stenger, der Kandidatin, die eingerahmt von den Hauptamtlichen aus Kreis, Land und Bund, Max Schad, Katja Leikert, Heiko Kasseckert, Michael Reul und Winfried Ottmann, Platz genommen hat. Geballte Unterstützung sozusagen.

Der Kreisvorstand hat die Hanauerin am Montagabend einstimmig nominiert. Ende Januar, darauf haben sich CDU und SPD verständigt, soll die Landratswahl stattfinden. Der Kreistag muss dem Vorschlag noch zustimmen. Aber das gilt als reine Formsache. Amtsinhaber Thorsten Stolz ist von seiner SPD vor einigen Tagen mit großer Mehrheit nominiert worden; alle anderen Parteien haben noch keinen Namen genannt.

Die 46-jährige Stenger ist ein Kontrapunkt zu Stolz, dem Verwaltungsmann. Stenger ist in Maintal aufgewachsen, hat ihr Abitur an der Hohen Landesschule gemacht und danach Volkswirtschaftslehre, Jura und Geschichte studiert. Nach dem Steuerberaterexamen ist sie 2009 als Mitgesellschafterin in die Kanzlei ihrer Eltern in Wachenbuchen eingestiegen. Die Mutter von drei Kindern (11, 9 und 3 Jahre alt) hat in Nidderau gelebt und ist heute in Steinheim zu Hause. Ihr Mann und ihr Schwiegervater führen die Geschäfte der Firma Flexa.

Stenger hat 20 Jahre lang Hockey beim THC in Hanau gespielt, ist jetzt zum Tennis gewechselt, aber dem Verein treu geblieben. Sie mag, sagt sie und lächelt, Frankreich, gutes Essen und gute Gespräche. Und tatsächlich, wer sich schon einmal mit ihr unterhalten hat, wird sie als interessierte Zuhörerin wahrgenommen haben, authentisch in ihrem Wesen und nahbar.

Und die Politik? „War schon immer mein Steckenpferd“, sagt die 46-Jährige, „ich wollte mich und meine Erfahrungen einbringen und meinen Kindern, auch wenn das jetzt pathetisch klingt, etwas Gutes hinterlassen.“

In die CDU ist sie 2018 eingetreten, ist Mitglied im Ortsbeirat Hanau-Steinheim, seit März 2021 in der Hanauer Stadtverordnetenversammlung und stellvertretende Kreisvorsitzende.

Ihre Expertise, ihren Blick von außen, schätze er sehr, sagt Heiko Kasseckert. Auch und vor allem deswegen sei sie eine gute Kandidatin. „Es wird Zeit, das Amt anders auszufüllen und aus der reinen Parteilehre herauszukommen“, so der Landtagsabgeordnete. Sein Kollege Winfried Ottmann stimmt hier ein. Die Kreisspitze um Stolz, Susanne Simmler und ihn selbst komme aus der Verwaltung. Stenger als Frau aus der Wirtschaft könne neue Aspekte einbringen und die Verwaltung des Kreises umstrukturieren.

Für die Bundestagsabgeordnete Katja Leikert ist sie „unsere natürliche Kandidatin“. Sie kenne und lebe Familienalltag, wisse, wie wichtig der schnelle Ausbau der Ganztagsbetreuung sei, habe die Innenansicht auf Unternehmen und soziale Kompetenz bewiesen, als sie eine Familie aus der Ukraine bei sich aufnahm.

Die Kandidatin, die in der Stadtverordnetenversammlung bisher wenig in Erscheinung getreten ist, weiß, dass sie es schwer haben wird gegen den Amtsinhaber – auch, weil der Wahlkampf kurz ist. „Aber wir machen den Wählerinnen und Wählern ein sehr gutes Angebot und ich trete natürlich an, um zu gewinnen“, sagt sie selbstbewusst.

Inhaltlich ist sie noch vage in ihren Aussagen: Den Kreis voran- und ihre Finanz- und Wirtschaftskompetenz einbringen. „Gerade jetzt ist das wichtig“, sagt Stenger. Selbstständige, Handwerker und Landwirte gezielter unterstützen, mehr Geld in die Schulen investieren, bessere Angebote im Wettbewerb um Erzieherinnen und Erzieher machen, ein kreiseigenes Förderprogramm für Wiederaufforstungsprojekte in den Kommunen auflegen, die Ämter, die mit Natur- und Tierschutz betraut sind, stärken und besser ausstatten.

Eine kreiseigene Wohnungsbaugesellschaft halte sie, anders als Thorsten Stolz, nicht für den richtigen Weg.

VON Y. BACKHAUS-ARNOLD