„Wir müssen die Euphorie wieder wecken“

Die Gesprächsrunde „Schulische Begegnungen als Grundlage der deutsch-französischen Freundschaft“ wurde von Schulleiter Ulrich Mayer (links) moderiert.   Foto: Thomas Seifert

Schulleiter Ulrich Mayer ließ es sich gestern nicht nehmen, die Gäste auf das Festprogramms „60 Jahre Deutsch-Französischer Freundschaftsvertrag“ in der Aula der Kopernikus Europaschule am Klavier mit Musik von Claude Debussy einzustimmen und zu begrüßen.

Freigericht – Das Fazit der Veranstaltung lautete: Weiter auf diesem Weg der Verständigung zwischen den Völkern fortschreiten und nicht nachlassen, für Vertrauen und Demokratie zu werben und sich einzusetzen.

Mit Lucia Puttrich, der hessischen Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, sowie Nathalie Lanzi, Delegierte Abgeordnete für Jugend und Jugendmobilität der Regionalverwaltung der Partnerregion Nouvelle-Aquitaine, waren zwei hochrangige Politikerinnen als Gäste eingeladen worden. Nach den Grußworten von Schulleiter Ulrich Mayer und der Generalkonsulin der Republik Frankreich in Frankfurt, Ilde Gorguet, erinnerte Puttrich an die Vertragsunterzeichnung, die einen endgültigen Schlussstrich unter die jahrzehntelange Feindschaft zwischen Deutschen und Franzosen ziehen sollte.

Charles de Gaulle, der als Kopf der Résistance im Zweiten Weltkrieg den Kampf gegen Hitler-Deutschland angeführt hatte, habe die Hand ausgestreckt und zusammen mit Konrad Adenauer den Grundstein für ein geeintes Europa gelegt. „Achtung, Vertrauen und Freundschaft sind die Grundpfeiler, auf denen dieser Vertrag aufgebaut ist. Er wies den Weg in eine Zeit, die von gegenseitigem Respekt gekennzeichnet ist. Ohne dieses zukunftsweisende Schriftstück wäre das heutige Europa nicht denkbar“, betonte die Ministerin.

Der Jugendaustausch auf allen Ebenen und die Bürgerbegegnungen mit den kommunalen Partnerschaften hätten den weiteren Weg für ein gegenseitiges Verständnis und Kenntnis der kulturellen Eigenheiten der beiden Völker bereitet. „Dieses in den Jahrzehnten aufgebaute Vertrauen ist die Basis für ein friedliches Zusammenleben in Europa“, so Puttrich, das nun aber durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine massiv gestört sei.

Gerade deshalb sei es aber umso wichtiger, den Grundgedanken des Élysée-Vertrags weiterhin aktiv mit Leben zu erfüllen und den europäischen Gedanken offensiv zu verteidigen, stellte Puttrich fest und wurde dabei von Nathalie Lanzi voll umfänglich unterstützt, die wiederum die „lebendige Kooperation und den lebhaften Austausch der Jugend“ zwischen Partnern Nouvelle-Aquitaine und Hessen lobend herausstellte.

Neben den Grußworten und Reden erwartete die zahlreichen Ehrengäste und Schüler ein umfangreiches Programm, durch das neben Mayer auch der Französisch-Fachbereichsleiter Thorsten Weitzel führte. Beide ließen sich auch von technischen Problemen nicht aus dem Konzept bringen. Eine Videobotschaft der Partnerschule aus Bordeaux, das Chanson „Champs Élysées“ von der Klasse G8c interpretiert, die nachgestellte Unterzeichnung des Vertrags durch zwei Schüler, kurze Berichte und über Austauschprojekte, Tagesfahrten, ein internationales multilaterales Projekt Erasmus+ in Bordeaux und persönliche Erfahrungen mit dem deutsch-französischen Abitur „AbiBac“ und dessen Möglichkeiten für den beruflichen Werdegang bekamen die Gäste geboten.

Zudem tauschten sich bei einer Gesprächsrunde mit dem Thema „Schulische Begegnungen als Grundlage der deutsch-französischen Freundschaft“ die beiden Politikerinnen, Robert Fedler vom Deutsch-Französischen Jugendwerk („Das schönste Kind des Vertrags“), Ex-Schulleiterin Anna Maria Dörr sowie aktuelle und ehemalige Schüler aus mit dem Ergebnis, den Heranwachsenden Zuversicht, Mut und Hoffnung mit auf den Weg zu geben und gegen Missgunst und Hass die Stimme zu erheben. „Wir müssen die Euphorie und die Aufbruchstimmung aus den Anfangsjahren wieder verstärkt wecken“, forderte Dörr und verwies auf das leider nachlassende Interesse bei Eltern und Schülern, Französisch zu lernen.

Nach Musikvorträgen von Paula Back mit „C’est si bon“ und dem Mädchenensemble der Kopernikusschule mit dem „Lied der Europaschulen“ war beim Buffet Zeit, sich über das Gehörte auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.

VON THOMAS SEIFERT