Erntegespräch: Kreisbauernverband beklagt Ernteeinbußen und fehlende Wertschätzung Schlechter Maisertrag erwartet

Die Trockenheit hat dem Mais in diesem Jahr stark zugesetzt. Archivfoto: Ingbert Zacharias

Die lange Trockenheit hat den Landwirten im Main-Kinzig-Kreis in den vergangenen sechs Wochen Kopfschmerzen bereitet. Es liegt auf der Hand, dass der fehlende Regen eins der tragenden Themen beim diesjährigen Erntegespräch des Kreisbauernverbandes gewesen ist.

Main-Kinzig-Kreis – Jens Pleger, der Regionalleiter der Raiffeisen Waren GmbH, erklärte im Verlauf des Treffens auf dem Weigherhof im Ortsteil Breitenbach, dass die Pflanzen im Frühjahr nicht hätten tief wurzeln müssen, um an Wasser zu kommen.

Als dann im Mai die Trockenheit kam, seien die Wurzeln nicht lang genug gewesen, Pflanzen sei deshalb die Wasserversorgung in der wichtigsten Phase der Kornfüllung entzogen worden. Das mache sich nun in der Erntezeit besonders bemerkbar und sorgt für Ausfälle und unterdurchschnittliche Erntemengen.

Mark Trageser, Vorsitzender des KBV Main-Kinzig berichtete, dass in der Region Hanau die Getreideernte weitgehend abgeschlossen sei. Auch rund um Gelnhausen sei die Ernte schon weit fortgeschritten. Im Raum Schlüchtern, Sinntal und Vogelsberg gebe es dagegen zahlreiche Bestände, die noch geerntet werden müssten. Die Erträge gestalten sich im Gebiet des Main-Kinzig-Kreises unterschiedlich.

Die Getreideernte im Altkreis Gelnhausen fällt laut Trageser sehr heterogen aus, je nach Bodenbeschaffenheit und Wasserversorgung. Beim Wintergetreide sei der Ertrag durchschnittlich, beim Sommergetreide gebe es jedoch 40 bis 50 Prozent Ausfall, teilweise sogar bis zu 100 Prozent. Voraussichtlich nur 40 bis 50 Prozent der Erntemenge des Vorjahres seien beim Mais zu erwarten.

Alle Teilnehmer des Erntegesprächs beschrieben die Situation des Grünlands als „besonders schwierig“. Zu Beginn habe es aufgrund der Regenfälle gut ausgesehen, jedoch hätten bereits zum zweiten Silageschnitt die Niederschläge gefehlt. Dadurch komm es zum Teil zu hohen Einbußen beim Futterertrag. Das stellt ein großes Problem dar, denn es müsse auf Mais ausgewichen werden, wenn die Futtermenge nicht reiche. Um den Mais stehe es ja aber ebenfalls bescheiden. Das bedeute für die Landwirte zusätzliche Kosten zu den ohnehin schon gestiegenen Preisen.

Die Erträge der Sonderkulturen wie Erdbeeren und Spargel seien gut gewesen. Für Probleme habe hier eher die Vermarktung gesorgt. Denn der erhöhte Mindestlohn stelle Sonderkulturbetriebe vor große Herausforderungen. Neben dem Wetter spielten auch politische Entscheidungen, immer neue Auflagen und wachsender bürokratischer Aufwand eine Rolle. Thema des Erntegesprächs war auch der starke Flächenverlust durch Siedlungsbau, PV-Anlagen und Infrastrukturvorhaben. Besonders die Vorgaben weniger zu düngen und Pflanzenschutzmittel einzusetzen, könnten zu Produktionseinbußen führen, fürchten die Bauern. Denn die Pflanzen litten dann unter einer Mangeldüngung. Die Landwirte sehen sich durch die Politik ausgebremst.

Zum Abschluss beklagten die Bauern fehlende Wertschätzung vonseiten der Bevölkerung, beispielsweise, wenn spät am Abend noch der Mähdrescher fährt.

„Bauern werden wie Feinde behandelt, dabei arbeiten sie für die Erzeugung von Nahrung“, bedauerte Helmut Weider, der Ehrenvorsitzende des Verbandes. Zudem fehle das Interesse, die Zusammenhänge zu erkennen.

Im landwirtschaftliche Betrieb der Familie Uffelmann, die in Schlüchtern-Breitenbach Gastgeber für das Erntegespräch waren, liegt das Hauptaugenmerk auf der Milchviehhaltung.

„Wir haben 520 Kühe und nochmal etwa gleich viele in der Nachzucht“, sagt der angehende Betriebsleiter. Seine Familie bewirtschaftet mit dem Weiherhof insgesamt 430 Hektar Fläche.  sem