Weißstörche im Aufwind

Immer mehr im MKK im Anflug: Weißstörche knacken 2022 locker die Marke von 100 Brutpaaren. Foto: PM

Erwartungsgemäß haben die Weißstörche in diesem Jahr im Kreisgebiet die Bestandsmarke von 100 Brutpaaren nicht nur locker getoppt, sondern sogar um beachtliche 24 auf 120 Brutpaare aufgestockt.

Main-Kinzig-Kreis – In keinem anderen hessischen Kreis wurde im vergangenen Jahr eine derart enorme Bestandszunahme von 25 Prozent verzeichnet.

Die meisten Neuansiedlungen habe es im mittleren Kinzigtal auf Strommasten und Bäumen gegeben, aber auch abgelegene Standorte im Ostkreis wurden erstmals besiedelt, wobei hier die Bruten auf privaten Storchenmasten stattfanden. Storchenreichste Gemeinde im Kreis war in diesem Jahr Gelnhausen mit 16 Brutpaaren, gefolgt von Rodenbach und Nidderau mit jeweils 15 Paaren und Langenselbold mit elf.

Dem starken Bestandsschub und Rekordbestand in 2022 steht ein extrem schlechtes Fortpflanzungsresultat gegenüber. Diese Bilanz zieht der kreisweit tätige Storchenschutzinitiator Werner Peter aus Freigericht, der wie in all den Vorjahren die Weißstorchenpopulation und das Brutresultat aufwändig im Kreisgebiet komplett erfasste und als ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Helgoland 83 Jungstörche von 32 Bruten mit Helgolandringen markierte, um wissenschaftliche Informationen über deren weiteren Lebensweg zu erhalten.

Während im vergangenen Jahr 210 Jungstörche flügge wurden, waren es in diesem Jahr trotz markanter Brutpaarzunahme „nur“ 194 Junge, was einer durchschnittlichen Fortpflanzungsrate von lediglich 1,62 Junge pro Brutpaar entspricht, so Peter. Dieses Brutresultat sei eines des schlechtesten seit der Wiederkehr des Weißstorches als MKK-Brutvogel im Jahre 2000. „Geschuldet ist dieses schlechte Resultat insbesondere der diesjährigen langen Trockenperiode, wo Regenwürmer und Nacktschnecken für die Klapperer kaum erreichbar waren. Außerdem waren auch Kleinsäuger als Nahrungsquelle in diesem Jahr Mangelware und bei Baumbruten sorgten die lieben Waschbären für erhebliche Brutausfälle“, berichtet der Artenschützer weiter.

32 Brutpaare (26 Prozent) hätten überhaupt keinen Bruterfolg gehabt und in vielen Nestern reduzierte sich die Jungenzahl infolge Nahrungsmangels stark, wobei selbst vier bis sechs Wochen alte Jungvögel noch verhungerten. Trotzdem sei das diesjährige Weißstorchenbrutergebnis keinesfalls als dramatisch einzustufen, denn die Population des Sympathieträgers weist im Kreisgebiet eine überaus positive und tragfähige Bestandsentwicklung auf.

Die Storchengesellschaft im Kreisgebiet wird immer internationaler. Während Störche aus Frankreich, Holland und der Schweiz bereits seit vielen Jahren zu den heimischen und ältesten Brutstörchen zählen, brütete erstmals ein beringter Spanier aus der Region von Barcelona im Westkreis, der anhand seiner Ringmarkierung identifiziert werde konnte. Leider wählte er einen Baum als Brutplatz und sein Nachwuchs fiel dem Waschbär zum Opfer.

Aufgrund der schlechten Nahrungssituation infolge der langen Dürreperiode verließen die flüggen Jungstörche früher als sonst das Kreisgebiet und flogen gen Süden. Bereits Mitte August gab es erste Wiederfundmeldungen nach Ringablesungen von diesjährigen MKK-Jungstörchen aus Südspanien.  fmi